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1605
Den 14 Mai hat der Thurmsteiger den Knopf auf den Rathsthurm gesetzt, den 16ten das Fahn und Stern, und hernach ein paar Strümpfe und Schue angezogen, auch eine Büchse losgeschossen.

1606
Wütheten schreckliche Gewitter, besonders des Nachts. Den 16ten Juli erschlug es in Eckersdorf einen Knaben unter einem Birnbaum.

1607
Den 31ten Aug hat ein Weib hier 3 Kinder geboren, wovon eins weder Hände noch Füße hatte.

1609
Ist die Stadtmühle, noch vom letzten Brande darniederliegend, in 15 Wochen erbaut, das Holz war bereits schon das Jahr vorher bearbeitet worden.

1617
Ward das Rundel oder Schanze hinter dem Schützenzwinger gebaut

Der Scheffel Korn wurde vor 5 rthl gekauft.

1619
Entstand ein sehr großes Feuer. Die ganze Stadt ist fast drauf gegangen. Mit dieser Feuersbrunst ist auch die Privilegia, die alte gute Polizei und -? (nicht mehr deutbares Wort( - mit verbrannt, ja so zu sagen auch die alte Treue erloschen. Die Glocken auf den Kirchthurm Petri Paulum ganz zerschmolzen, wie auch die Uhr auf dem Rathsthurm, welche noch das letzte Mal des Mittags 12 Uhr geschlagen, ganz zerschmolzen.

1621
Ward die Rossmühle wieder aufgebaut, welche durchs Feuer abbrannte.

1622
Wurden die Glocken wieder auch wieder gegossen, welche durch das große Feuer geschmolzen, und auf den Thurm gezogen

1632
Den 2ten Octobr rückten die Schweden nach Namslau mit 7 Comp. Kalksteinschen Reuter Regiment, welche man wegen der Kaiserlichen Pflicht durchaus nicht einlassen wollte. Ob sich schon zwei Tage verzogen, mit der Stadt capitulierten, und sie nicht einließ, sind sie den 5ten an die Wälle mit Sturm vorgerückt, und ob sie gleich tapfer vertheidigt worden, so sind sie denn doch noch denselben Tag mit Sturm genommen, die Thore gewaltsam erbrochen, und die 7 Comp. in Hauffen einmarschirt, weil wenig Kaiserliche hier war. Diejenige bewaffnete Bürger, die mit Waffen angetroffen, werden gemißhandelt, doch ist keiner todt geblieben. Zwei Compagnien marschirten den 10ten von hier, die anderen aber blieben bis Weynachten. Viel Munition, so wie Musqueten sind von den Churfürstlichen Volk aus dem Zeughause, den Thürmen, so auch aus dem Schloße und auch aus der Stadt, welche viele Jahre in Vorrath gehalten, weggenommen worden, besonders zwei sehr schöne Kanonnen, die der Stadt gehörten, wurden nach Brieg abgeführt.

Inzwischen wurden die Schweden so bei der Steinitzschen Schanze geschlagen, dass von denselben etwa 200 herkamen, der Quartiermeister blieb etwa mit 100 Reutern hier, brannte und riß ein, was ihm schädlich deuchte, verschanzte sich stark im Schloße und in der Stadt, plagte sie schon sehr abgenommene Bürgerschaft sehr mit Bauen und Wachen und anderen Sachen heftig. Den 21 Novbr ließ er das Cracauerthor verschütten und blieb bis zum 8 Januar hier, zog weg und kam wieder

1634
Wurde das feste Thor nahe am Breslauer Thore durch seine Angabe bis auf den kranz abgebrochen. Dieses Jahr herrschte auch hier eine große Pest, dass 1265, der Medicus selbst, der Docktor Günter, so wie auch der Apotheker starben.

Den 7ten Januar kamen die Kaiserlichen um die Versper Zeit und ließen sich bei Deutschmarchwitz sehen. Darauf marschirten die in der Stadt liegenden Reuter hinaus und kamen mit Verlust eines Reuters, den die Kaiserlichen gefangenen genommen, und eines Pleßirten, den sie aber mitbrachten, zurück; - nach diesem Vorfall wurden sogleich die Thore geschlossen: - Die Leute, welche arm und sich nicht verprovianttieren konnten, wurden aus der Stadt geschaft, als dann ließ sich ein Haufe Oestreicher bei der Kaiserhaide sehen. Sogleich wird die bewaffnete Bürgerschaft beordert, sich auf die Mauern zu begeben; ehe es dunkel wurde, schickte der Oberst einen Drommelschläger vors Thor, welcher auch des Morgens wieder erschien und den Commendanten aufforderte, die Stadt und Schloß zu übergeben. Dieses wurde aber verweigert. Darauf rückten die Kaiserlichen auf die Altstadt und um 2 Uhr in der Nacht begannen sie, die Stadt stillschweigent zu machen, nahmen die Schanzen vorm Krakauer Thor ein, da gar kein Mann weder auf den Wällen, noch in und auf den Schanzen war, arbeiteten sie sich in das Kirchlein, was zwischen den Wällen stand, hinein, und schossen heraus auf die Stadt Mauern. Unterdessen war ein anderer Teil nicht müßig, sondern bemächtigten sich der Wälle und Schanzen am Bäckerthurm hinter der katholischen Pfarrkirche. Nach 6 Uhr warfen sie schon die Sturmleitern an und begannen, auf die Mauer zu steigen. – Wie das die Bürger und die Soldaten, derer wenig auf der Mauer waren, inne werden (denn viele Bürger waren zu hause, die Soldaten auf dem festen Schloße) machen sich die Anwesenden davon, die Bürger in ihre Häuser, die Soldaten aufs Schloß. – So ward also Namslau den 8ten Januar mit Sturm genommen, geplündert und übel gehaust mit Schändung der Weiber und Mädchens und übler Traktierung. Von den Kaiserlichen sind 140 Gemeine und Offiziers geblieben, unter denen waren ein Obristlieutnant und ein Capitain. Diese wurden den 11ten auf den Ring getragen, mit Schulgesang und Glockenklang stattlich begraben, unter Begleitung sämtlicher Soldaten in die Kirche und dann auf den Kirchhof getragen.

Die Gemeinen sind aber draußen auf den Wällen im stillen verscharrt worden. Und damit es Niemand merken sollte, wie viel geblieben sind, ward ganzer drei Tage hindurch kein Einziger Einwohner aus der Stadt hinausgelassen; von den Schweden blieb nur Einer Todt, die Anderen zogen sich ins feste Schloß .

Die Plünderung dauerte den ganzen Tag, und ist ein großer Schatz von Gold, Geld, Silberwerk, Kleidungsstücken und anderen Sachen genommen worden, zum Theil von der Bürgerschaft, und auch vom Adel, denn sehr viele hatten vom Lande ihre Sachen und Kostbarkeiten in die Stadt geschaft. So auch musste die Stadt noch 10000 rthl Kriegskosten zahlen.

Wie nun die Stadt von den Kaiserlichen erobert und eingenommen war, schossen die Schweden aus dem Schlosse wacker in die Stadt. Solches währte 4 Wochen, - es musste alles helfen Schanzen vor dem Schloße, Bürger und Bauern, - mit solchen schweren Arbeiten wurden Sie geplagt Tag und Nacht, es wurden Laufgraben wie ein Mann hoch vor dem Schloße bis zum Thore gemacht, man konnte aber denen im Schloße wenig anhaben und nicht beikommen. Bei dieser Arbeit wurden sehr viele von den bewaffneten Bürger, auch andere Einwohner so beschädigt, dass sie starben.

Einige Wochen später kam der Graf von Schafgotsch und ließ das Schloß unter miniren, um es durch eine Mine in die Luft zu sprengen. Wie nun das Werk fertig war, werden die Soldaten auf dem Schlosse rebellisch, wegen der Langweiligen Belagerung und des Hungers müde, wollte die Besatzung dem Commandanten nicht mehr gehorsam sein. Darauf hält er selber den 4ten Febr um Accord an, welcher an demselben Tage noch zu Stande kam, doch den Belagerten zum schlechten Vortheil, weil er auf Gnade und Ungnade gestellt war. (Anm. „Accord“ könnte man hier vielleicht mit „Vereinbarung“ übersetzen. Gemeint wären dann Kapitulationsvereinbarungen.) Nach der Übernahme des Schlosses hoffte man eine Erleichterung des Volks, indem während der Belagerung über 2000 Mann ohne Weiber und Kinder hier standen, aber man hatte sich mit leren Hoffnungen getröstet, denn marschirten auch welche weg, so kamen doch Andere wieder.

Den 25 Febr wurden auf der Seite gegen dem Schlosse die Zwei Thürme an der Stadt Mauer abgetragen, damit die in der Stadt liegenden Kaiserlichen Soldaten, wenn sie wegen der Schweden, die sich schon allenthalben auf den Dörfern ein paar Meilen weit im Umkreis lagerten, die Stadt erobert, sie sich aufs Schloß zurückziehen, ihnen von den nahen Thürmen kein Schaden zugefügt würde. – Den 25ten ließen sich einige von den Schweden in den Vorstädten sehen, trieben das Vieh weg. – Nicht lange darauf sahe man 12 Fähnlein bis 10.000 Mann stark. Das war der Vortrab des nun ankommenden evangelischen geeinten Heeres aller Stände.

Den 26ten Febr folgte die ganze Armee, welche die Stadt noch denselben und den darauf folgenden Tag durch einen Trompeter aufforderte, sich zu ergeben, aber abschlägige Antwort erhielt. Von der Mittagsseite, von Brieg und Ohlau hier angekommen, zogen sie sich alle über den Paß in der Altstadt über die Brücke des Weideflusses, lagerten sich auf den deutschmarchwitzer Felde und zogen hernach in die umliegende Dörfer ins Quartier. – Gegen Abend ließ der Kaiserliche Commandant in der Cracauer Vorstadt 12 Häuser anzünden, so dass die armen Leute nicht viel retten konnten.

Den 27 April ward die Stadt 82 mal aus groben Geschütz beschossen, jede Kugel 24 bis 26 Pfund, richteten aber wenig aus. Die in der Stadt schossen auch wacker hinaus. Die folgende Nacht nahmen die Schweden die Schanze am Cracauerthore ein, wurden aber von denen in der Stadt durch starkes Schießen mit Verlust zweier Todten zurückgedrängt. Die Pleßierten (Anm = Verwundeten) waren nicht zum ermitteln.

Den 28ten fielen wenig Schüsse von beiden Seiten. Man Cavirte, Cavirte (=vorsichtig und kampfbereit abwarten, lauern, sondieren) welcher Theil etwa Accord begehren möchte. Die Kaiserlichen in der Stadt und auf dem Schlosse wollten sich bis auf den letzten Mann wehren.

Gegen Abend schickten die Schweden und Sächsisch vereinigten eine Parlamentair in die Stadt und ließen die Oestreicher zum ernstlichen ergeben ermahnen, auch wollten die Belagerer erfahren, wie lange sie noch die Stadt und das Schloß behaupten würden. Darauf der Commendant bis Morgen Mittag Aufschub begehrte. Weil es aber zu spät war, begannen die Schweden über den Teich (Anm: die Wiesen nördl. v. Namslau standen damals unter Wasser; sie wurden erst später trocken gelegt) auf Bierfässern herüber zu kommen, legten bei der Schule an der Petri und Paul Kirche mit Faschienen, Brettern und Leitern einen Steig, als das die auf der Stadtmauer comandierten Soldaten und Bürger gewahr wurden, dass die Schweden stürmen wollten, wurde in Finstern des Nachts gewaltig hinausgeschossen, trafen aber wenig. Der Feind hielt aber mit dem Stürmen inne.

Den 29ten Mai fielen etliche Schüsse aus halben Carthauen, und zwar in die Schule 5, auf den Thurm am Wasserthor 7, auf den Rathsthurm 12 und an den Bäckerthurm auch 12. Darauf begann den Soldaten in der Stadt der Muth zu sinken, schon wegen der Bresche an der Schule, die sehr niedrig war, schickten auch sogleich einen Trompeter hinaus, ließen um Accord bitten, der sicher erstlich gar schwer anließ. Die draußen bauten Stege über den Morast, die auf der Stadtmauer fingen an, auf den Feind aufs Neue zu schießen. Doch wurde endlich auf beiden Seiten Stillestand geboten und unterdessen Accord geschlossen, und musste sich die Besatzung auf Gnade und Ungnade ergeben. Viele Gefangene traten in die Reihen der Schweden ein.

Den 3ten Juni wurden die Soldaten zur Armee, die Offiziere nach Brieg abgeführt. Darauf marschirten an denselben Tage die Schweden und Sachsen, bei 5 Fähnlein Fußvolk in die Stadt und viele Offiziere von der Sächsischen Armee.

Von 26 April bis zu 29ten Juni ward keine Uhr nach Kriegs gebrauch gehört, die Thore wurden nicht geöffnet, es war an sonst nichts Mangel als an Pulver und Blei.

Von

1635 Ward mit nichts als mit Ab und Einmarschieren der Schweden und Sachsen

bis

1639 zugebracht.

1642
War hierorts ein Aufstand er Bürgerschaft wegen den Wachen. Die Zunftältesten sollten davon befreit sein. Der Magistrat gab sich alle Mühe diesem Uebel vorzubeugen. Den Ungehorsamen wurde Thurm Arrest angedroht, und durch vieles Zureden des Rathes besänftigten sich wieder die Bürger.

Den 25ten Juny kam ein starkes Volk von Schweden Reuter und Dragonern von Cosel vor die Stadt droheten mit Feuer und Schwerdt die Stadt zu vertilgen, wofern man sie nicht einlassen würde. So gingen zwei Rathsherrn, der Syndicus und die zwei Aeltesten vor das Thor zu ihnen hinaus, welche für die Stadt Accord begehrten, und dieser kam auch zu stande, dass eehlich die Einwohner sollen bei dem Eid und Pflichten des Kaisers gelassen werden, auch die Freiheit und Privilegia der Stadt verbleiben soll; welches auch die Obersten zu halten versprachen. Nach vollziehung dessen sind etwa 100 Pferde mit etlichen Offizieren in die Stadt einmarschirt und haben sogleich die Wachen besetzt.

1643
Den 22ten März kam der Oberst Deraggie mit seinem Regiment plötzlich von Oels abends vor das Thor und machte hier Quartier. 12000 Mann wurden in der Stadt und Vorstädte einquartiert. Die arme, gedrückte Bürgerschaft musste nicht nur für die Mannschaften, sondern auch für die Pferde Futter schaffen. Es war das Elend der vorhin bis aufs Blut geplagten Bürgerschaft nicht zu beschreiben, dass viele ihre Häuser verließen und davon zogen. Damals flossen viele Thränen hierorts, dass sich hätte mögein ein Stein in der Erde erbarmen: - denn in den Häusern, wo noch Wirthe waren, lagen 25 bis 30 Mann einquartiert ohne die Pferde, die in den Stuben, Kammern und Küchen installiert waren, daher man tätlich hat erfahren, dass wieder aus etlichen Häusern die Wirthe ihr Eigentum verlassen und wegen des überhäuften Volkes fortzogen.

Entlich den 26t Juni zog das ganze Regiment mit aller Bagage fort.-

1645
War es eben nicht besser. Es gingen täglich Truppen hier durch. Die bewaffneten Bürger und die Schützenbrüderschaft auch mussten die Wachen versehen. Was  sich  bey der  Belagerung  der Stadt  Namslau durch den Schwedischen Reichs Zeugmeister zugetragen (Vgl. Bd. 1, S. 115)

Nachdem im abgewichenen Jahre General von Würtenberg der Krone Schweden Reichs Zeugmeister aus Oberschlesien nach Ohlau gekommen und sich des Schlosses daselbst bemächtigt, hat er auch eine Brücke über die Oder zu bauen angefangen. Wie nun die Brücke fertig war, sind verschieden große Partheien auf die Seite der Oder gegangen und haben im Bernstädtischen und Namslauischen fouragiert (Anm: = Verpflegung beschafft) und großen Schaden gethan. Man muthmaßte aber bald, dass es Namslau gelten würde.

Den 5ten Januar kam eine sehr große Parthei aus dem Stadtwalde, Dragoner und Reiter aus Ohlau unter dem Commando des Obersten Horn, dem Ansehen nach etwa 6000 Mann, welche alsbald der städtischen Vorwerke und der beiden Vorstädte sich bemächtigten. Sie hätten sich auch noch weiter an die Stadt gewagt, aber dieses ist ihnen vereitelt worden. Den Tag darauf sollten diese Mannschaften die Stadt einnehmen, als dann wollte der Commandierende General mit der ganzen Armee folgen. Wie nun der Stadt und Schloß Commendant solches erfahren, hat er beide Vorstädte in Brand stecken lassen, auch selbst die Scheuern durch Spirne anstecken lassen, zugleich auch das Kirchlein (dessen früher schon gedacht) St. Barbara, wie auch das Kirchlein ad Salvatorum, welche in der Schanze vorm Cracauer Thor gestanden und von Einem Löblichen Rath erbaut, auch nieder gerissen.

Den 5ten Januar, eben als die Vorstädte in vollen Brande standen, ließ der Commendant der Festung vor dem Cracauerthor unter der Schanze einen Ausfall machen. Beide Theile feuerten aufeinander, es blieben auch einige Todte und Verwundete, wie viel hat man nicht erfahren können, doch ergab sich die Stadt nicht.

Den 7 Januar kam die ganze Schwedische Armee von Ohlau aus dem Stadtwalde gezogen gegen die Stadt, von Polnisch-Marchwitz auf Lankau und Giesdorf vorbei, von da über den Weidafluß und lagerten sich in den Dörfern Reuchen (=Reichen), Giesdorf, Buchelsdorf, Strehlitz, Kaulwitz, Obischau, Deutsch-Marchwitz u.a. mehrere über und unter dem Weidafluß, ein Theil blieb in beiden Vorwerken, stellten sich, als wollten sie Schanzen bauen und Batterien aufwerfen, fingen auch an, gegen die Stadt Blenden zu machen, dass man wenig oder gar nicht sehen konnte, was sie hinter denselben machten; continuirten auch damit die folgende Nacht, indessen wurde aus Musqueten, Doppelhacken und kleinen Geschütz Tag und Nacht geschossen, sowohl Bürger als Soldaten standen auf den Wöllen, man hat aber nicht erfahren können, wie viel von beiden Seiten geblieben sind.

1649 Den 24ten Juli auf Befehl Ihre Kaiserlichen Mejestät ein Friedensfest wegen des zu Osnabrück geschlossenen Friedens celebriert, dergestallt: Um 7 Uhr des Morgens die Predigt, nach dieser wurde das Te Deum laudamur gesungen, nach verrichteter Communion sind sowohl die Soldaten wie auch die ganze Bürgerschaft, die bewaffneten mit ihren Gewehren, vor das Rathhaus, dann nochmals auf die Wälle geführt worden, darauf die Cantores auf den Glockenthurm, der Kunstpfeifer aber auf den Rathsthurm musicirten, nachher wurde eine Salve von Doppelhacken, Stücken und Gewehren sowohl von den Bürgern als auch von den Soldaten wechselweise gegeben, Mittags wurde wieder auf beiden Thürmen musisiert.

1653 Den 11 mai ist von Königl. Amt zu Breslau ein Patena an unsere Stadt Namslau und desselben Weichbildes (= ungefähr späterer Kreis Namslau) der Augsburgschen Confession zugethanen Priestern, Caplänen und Schuldienern mit dem Befehl, sie alle aufs Rathaus zu cittieren und denselben der Kaiserliche Befehl vorgelesen, dass ihnen den 17ten Juni zur Propisition demiret worden.

Den 26ten dto hat sich die Evangelische Priesterschaft fisitiren sollen.
Den 27ten dto ist der Priesterschaft im Namslauer Weichbilde verboten worden, sich das predigen zu enthalten, und ist ihnen die minder Sächsische Frist von 6 Wochen und 3 Tagen ertheilet worden

1654
Sind den Evangelischen in Namslau Kirchen und Schulen genommen worden.

Den 25ten Februar sind die kaiserlichen und Bischöflichen Commissarien gegen Abend nach Namslau gekommen und haben

den 26 Febr um 10 Uhr erstlich die große Kirche ad St. Petri und Paul, darauf auch die polnische Kirche Virginis eingenommen und eingeweiht, auch solche sogleich drei Mönchen des Franziskaner Orden zur Administration übergeben. Hierauf mussten die drei evangelischen Geistliche Hr. Adam Reichel, Hr. Johann Lehmann und Herr Christoph Lerche sich nebst den evangelischen Schuldienern der Kirche und Schulen enthalten. Diese Commissarien haben hier 27 Reichsthaler verzehrt.

Den 16ten Mai schrieb das Kaiser und Königliche Amt zu Breslau an den Rath hierher, die in der Stadt sich aufhaltenden Pfarrer und Schuldiener abzuschaffen und Chatolische wieder anzustellen.

Nachdem nun die evangelischen Prediger und Schullehrer nicht mehr von den hier anwesenden katholischen Mönchen wollten gelitten werden, haben sie einen Löblichen Rath, welcher noch der evangelischen Religion zugethan war, um Testamonia (=Bescheinigungen) geben, welchen sie auch erhalten.

Hr. Ober Pfarrer Reichel ging nach Löwen
Hr. Joh. Lehmann, polnischer Pfarrer, ging nach Brieg
Hr. Syndicus Paueratius Skirbelius desgl.
Hr. Chrstioph Lerche, Diaconus und Mittagsprediger, nach Magdeburg
Hr. Joh. Weigling, Auditor und Organist dto.

Was nun für Lamentieren und Wehklagen durch Hinwegziehen der Herrn Pfarrer und Schuldiener war, lässt sich nicht beschreiben. Der Herr Oberpfarrer hielt noch hinter dem Vorwerk in der Breslauer Vorstadt an die ihn begleitende Gemeinde eine kräftige Abschiedsrede mit thränenden Augen und er ermahnte sie, in allen Leiden standhaft zu sein, dann schied er, und die ganze Gemeinde kehrte mit wehmüthigen Herzen zurück in die Stadt. – Nachdem die katholischen Geistlichen viele Bänke, Almern, Pultbrettern und dergleichen aus der Kirche hinaus geschaft, wurde auch die Schule mit katholischen Schullehreren von Neiße aus besetzt. Es heiratheten auch mehrere evangelische Töchter, selbst Organist Frank war einer der Ersten; durch solche Heirathen nahmen nach und nach die Catholischen wieder zu.

1655
Am Tage Maria Lichtmeß und am 9ten Juni hat der Rath allhier den Aeltesten das Kaiserl. Und Köngil. Amtsschreiben vorgelesen, dessen Inhalt war

1tens wegen Repratur der Kirchen, Schulen und Pfarrhauses,

2tens dass die Sonn und Festtage nicht übertreten würden, sondern sich des Fahrens an denselben enthalten.

3, dass die Bier und Brantweinschänkern keine Gäste setzen unter dem Gottesdienst, und diejenigen, welche den katholischen Gottesdienst verhöhnen, sollen streng bestraft werden

1660
Ist der Rathsthurm aufs neue mit Kupfer gedeckt worden.

1662
Den 1ten Juli forderte der Magistrat die Aeltesten aufs Rathhaus und trug ihnen das am 30ten Juni eingegangene Schreiben des Kaiserlich Königlichen Amtes von Breslau vor, dass sich Niemand unterstehen sollte, die Lutherische Postillen (=Haus- u. Predigtbücher) öffentlich zu lesen, weil aber dieses Kaiser Königl. Decret der Christian Gärtner, Schwarzfärber, übertreten, musste er zur Strafe an die Kirchen einen Stein Wachs oder denselben Werth liefern.

Was sollten evangelischen Bürger nun machen? – Die Meisten gingen von dieser Zeit an, als sie keine Pfarrer mehr hatten, nach Woitzdorf in die Kirche

1663
Wollte der Oberst Graf on Prommnitz, welcher Commendant vom Schloße und der Stadt war, die evangelischen Bürger nicht in die Kirche nach Woitzdorf gehen lassen, worauf Her Pfeifer und Hr. Silbermann zu Hr. Obersten gingen und ihn ersuchen wollten, dass man doch die evangelischen Einwohner der Stadt in die Kirche ungehindert gehen lassen möchte, sind aber nicht vorgelassen worden, doch hat er ihnen aber sagen lassen, dass er ein Königliches Schreiben bekommen habe, welches ihm streng anbefehle, den Kirchgang der evangelischen nach Woitzdorf zu erschweren und zu hindern; doch wollte er dieses nachgeben, sobald die Kirchebesuchenden einen Erlaubnißschein vom Herrn Erzpriester nachweißten. Die Wachen wären an den Thoren angewiesen, diesen zu respectieren.

Den 15ten Febr sind die evangelischen Bürger eingekommen in Breslau, dass man ihnen erlauben möchte, dass sie ungehindert in die Kirche gehen könnten. Auf dieses Schreiben hatten sie einige Besserung, allein es wurde noch schlimmer,, denn jetzt erst wurde ihnen aufgepasst, sie wurden geschimpft, verschmäht, gespottet, ja es kam so weit, dass man sich an ihnen vergriff, ihnen die Bücher wegnahm, diese auf den Brücken vorm Thore ins Wasser warf und noch andere Gewaltthätigkeiten verübte. Und da es gar nicht besser werden wollte, sondern von Tag zu Tag schlimmer wurde, wollten viele evangelischen Bürgern von hier weg ziehen.

Den 3ten April ließ der Stadt Commendant Oberst Graf on Pommnitz dem Herrn Bürgermeister andeuten, dass er gehört habe, es wollten viele Bürger von hier wegziehen. So hätte er an den Thoren schon Anstalten getroffen, dass denjenigen Bürgern, welche wegziehen wollten, an den Thoren angehalten, ihre Sachen Preis gemacht würden.

Den 12ten April haben die Evangelischen zwei Mitbürger, den Christoph Hoffmann und Gabriel Schneider aufgetragne, nach Wien an den Kaiser zu gehen; worauf denn diese Beide sich auf den Weg gemacht, den anderen Tag zu Woitzdorf Communiciert und hernach fortgereißt sind.

Den 16ten Juni kam der Befehl vom Kaiser, dass die Evangelischen und Katholischen in Eintracht und Liebe zusammen leben sollten, und Jeder ungehindert seine Kirche besuchen kann, am allerwenigsten sollten die Evangelischen gezwungen sein, einen Erlaubnißschein beim Erzpriester zu holen

1671
erbauten die Franziscaner Münche ein Kloster auf den Platz, wo früher eine polnische Kirche gestanden.

1672
Es war von undenklichen Zeiten her hinter dem Packhof gegen die Mauer ein großer Platz weit und breit gewesen, welchen der Erzpriester zum Garten einrichten ließ, ohne zuvor den Magistrat gefragt zu haben.

Die Verfolgungen der Evangelischen dauerten noch immer fort. Es ist auch jetzt noch immer ein ämsiges Nachroschen in der Petri und Paul Kirche; denn es wird gesagt, als die Kirche den Katholischen abgenommen und den Evangelischen gegeben wurde, habe der damalige Erzpriester des Nachts vorher den Mauer Mstr zu sich kommen lassen, und sind um 12 Uhr des Nachts in die Kirche gegangen und vor das Altar getreten, wo der Mauer Mstr einen großen Schwur der Verschwiegenheit leistete, dass er Nichts verrathen wolle, was er jetzt beginnen würde. Wie deses beendigt war, hat der Erzpriester eine Munistranz und 12 silberne Apostel von bedeutender Größe hervor gebracht, und diese sollte der Mauer Mstr vermauern, welches auch zu derselben Stunde geschehen sein soll. Der Erzpriester sollplötzlich gestorben sein, der Mauer Mstr aber bei dem Sturm der Stadt schwer verwundet worden, und hat es seinem Sohn unter der allergrößten Verschwiegenheit entdecket. Wie er aber dem Sohn sagen wollte, auf welcher Stelle, habe ihn der Schlag gerührt und starb. Dieser habe es wieder sehr oft mehreren seiner Kinder, aber immer mit der allergößten Verschwiegenheit erzählt. Als aber die Kirche wieder katholisch geworden, hätten Mehrere davon gesprochen, es wurden auch verschiedene Unersuchungen unternommen, indem die Sachen im 12. Pfeiler stehen sollen. Wo man aber anfangen sollte zu zählen, ist nicht gesagt. Es konnte nicht erforscht werden

Über den Zeitraum von 1676 bis 1740 schweigt die Chronik. Das ist mehr als ein Menschenalter. Sollte sich kein Chronist gefunden haben, der fortlaufende Aufzeichnungen führte?

 

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