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1801
Wurde die hundertjährige Krönungsfeier des Preußischen Hauses gefeiert. Es wurde auf dem Rathsthurm musiciert, die Schützen Gilde marschirte auf dem hiesigen Markte auf, gab drei Salven aus ihren Büchsen und aus den Böllern und brachte ein dreimaliges Lebehoch dem Preußischen Herrscher Hause aus.

1806
Brach der Krieg zwischen Frankreich und Preußen aus. Durch Verrath und Feigheit, so auch durch Bestechungen des Kaisers Napoleon an die Preusischen Generäle wurden die Preusischen Truppen bei der Schlacht bei Jena geschlagen. Die Franzosen überfielen das ganze Preusische Land wie Heuschrecken, so auch Schlesien. Nach Namslau marschirten Bayern (die mit den Franzosen alliert waren) ein und lebten hier einen guten Tag, bis endlich des einen Tages im Monat November Morgens sehr frühe, wie es noch finster war, rückten Preußen in die Stadt. Es wurde stark mit Gewehren geschossen. Die Preußen hatten sich beim Johannes von Nepomuck postiert, die Bayern vertheidigten sich aus dem Gasthofe zur goldenen Krone und hatten sich dort verrammelt. Die Preußen konnten ihnen sehr wenig anthun und waren im Begriff, das Haus zu demolieren. Allein durch das Bitten der hiesigen Bürgerschaft geschah es nicht. Der Commandierende Offizier der Bayern hieß Zweibrück, und erschoß aus dem Fenster der Crone einen Preusischen Dragoner. 2 Bayern wurden zu Gefangenen gemacht und 80 Pferde von den Preußen mitgenommen. Der gebliebene Dragoner aber wurde von der Bürgerschaft stattlich beerdigt. Später rückten Franzosen in die Stadt und der umliegenden Gegend, in allen Dörfern, ja sogar einzelen Häuser waren mit Franzosen belegt.

1808
wurde es Friede.

1809
Im Mai wurden die ersten Rathsmänner aus der Bürgerschaft, so wie auch die Stadtverordneten nach der Städteverordnung vom 19 November 1808 gewählt und in ihr Amt eingeführt.

1810
Den 1ten Februar rückten wieder die ersten Preußen nach Namslau ein, es war da Neu organisierte 2te Ulanen Regiment (Schlesischen). Sie kamen aus Westpreußen. Auf der Namslauer Grenze in Wilkau war eine Ehrenpforte erbaut. Die Landstände, der Herr Landrath an der Spitze, nebst 20 jungen Bürgern als Jägergekleidet ritten ihnen zu ihrer Bewillkommnung bis Wilkau entgegen. Die Schützengilde mit ihren fliegenden Fahnen marschirten ihnen bis an die städtische Grenze des Sandberges bei der Dreyfaltigkeit Kirche entgegen, wo die Schützen Böller ihnen ein Dreymaliges Willkomen entgegenriefen. Die Schützengilde brachte ein Dreimaliges Hoch aus und marschirte dann unter Musick und Vivatrufen in die Stadt. Die Mannschaften wurden gespaißet, Abend war Ball und die Stadt erleuchtet.

Eben in diesem Jahre wurden hier die Franciscaner  Mönche ihrer Pflicht entbunden und aufgehoben.

1811
Wurden die Franciscaner Mönchen ausgekleidet und in die Kirchen vertheilt.

Den 3ten Mai wurde der Grundstein zum neuen Friedhof vorm Cracauerthor gelegt.

1812
Den 2ten Mai ist der polnische Gottesdienst aus dem Franciscaner Kloster in die Peter und Paul Kirche verlegt worden, und wird von Staats wegen ein polnischer Caplan besoldet.

Im Monat Septbr marschirte unsere Garnison, das 1te Ulanen Reg verbunden, zwangsweise mit den Franzosen gegen die Russen. Die Franzosen wurden (durch zu große Kälte und andere Unannehmlichkeiten) in den Russischen Lande sehr gedrückt, geschlagen. Es kamen alle Tage kranke Sachsen, Bayern und Würtenberger, die mit Frankreich alliert waren, hier durch, starben am hitzigen Nervenfieber und verbreiteten diese Krankheit auch in der Stadt, dass sehr viele Bürger daran starben.

1813
Den 17. März erklärte Preußen dem Kaiser der Franzosen Napoleon dem 1ten den Krieg und ging mit dem Russischen Kaiser Alexander I Alliert gegen denselben. Das Preusische Chor unter dem Befehl des Comandierenden General von Yorck (Yorck von Wartenburg war Namslauer) war bei Jordans Mühl in Churland übergegangen, welches vorher gegen die Russen, focht nun gegen die Franzosen.

Nun kam am oben benannten Tage der Aufruf des Königs Friedrich Wilhelm des IIIten an sein Volk, dass sich alle Jünglinge von 17 Jahren an freiwillig unter die Fahnen stellen möchten. Auf dieses stellten sich viele zum Freiwilligen Jäger Chor, das aus Cavallerie und Infanterie bestand. So auch wurden in allen Kreisen Landwehr Battalione errichtet, die mit gegen den Feind gleich den Lienien Regimentern kämpfen sollten. Der Keis muße ein Battal. Infanterie und eine Escardon Cavallerie mit Sattel und Zeug und völlig equipiert (=ausgerüstet) stellen. Dies thaten sie sehr gern, denn jeder wollte von dem fremden Joche, welches ihn drückte, erlößt sein. Die Uniform bestand aus einer schwarzen Litefka (wie jetzt ohngefähr der Waffenrock) mit gelben Kragen. Unsere Landwehr maschirte als die Erste nach Breslau ein, Herr Landrath von Haugwitz erhielt für seinen Diensteifer das eiserne Kreutz. Alle Tage marschierten hier Rusische Truppen durch und lagerten sich theils in der Stadt oder auf den umliegenden Wiesen. Es wurde neuerdings recrutiert, alle waffenfähigen Jünglinge wurden zum Militair ausgehoben, so auch verheirathete Männer mussten mit ins Feld rücken. Die erste Schlacht bei Lützen in Sachsen wurde geliefert. Die Allierten, da sie noch zu schwach waren, zogen sich zurück. Es wurde ein Waffenstillstand geschlossen. Im August gingen die Feindseligkeiten wieder auf. Auch der Kaiser von Oestreich trat als Verbündeter mit bei. Die erste Schlacht bei groß Behren im Brandenburgischen und Dennewitz wurde vom Kronprintz von Schweden gewonnen, dann folgte die Schlacht an der Katzbach, wo ein glänzender Sieg durch den Feldmarschal Blücher – hier von Sr. Majestät dem Könige Friedr. Wilhelma III zum Fürst von Wahlstatt ernannt – errungen wurde. Alles Geschütz und die Munition von Feindeshand wurde von Preußen gewonnen. 18000 Mann wurden mit vielen Fahnen gefangen. Welche Freude für Schlesien und Preußen. Tag für Tag schlug man sich, die Schlacht bei Culm in Böhmen wurde von Sr. Majestät dem Könige gewonnen, wobei wieder viele Kanonnen, Fahnen und 20.000 Mann, sogar der Comandierende General Marschall Vandamme gefangen – mit noch vielen anderen Generälen – genommen wurde.

Den 17ten, 18ten und 19 October wurde die Schlacht bei Leipzig meistens durch die Tapferkeit der Preusischen Truppen unter dem Befehl des Feldmarschall Fürsten Blücher gewonnen. Täglich wurden hier gefangene Franzosen ins Kloster gebracht und dann weiter durch Rusische Truppen nach Russland transportiert. Es sind auch hier an 2000 Mann am hitzigen Nervenfieber (=Typhus) gestorben, die Theils in der Kieferheide auf dem Sandberge bei der Dreifaltigkeitskirche und auf der Fleischerwiese begraben wurden.

Diese Sterbe von den Franzosen steckte auch mehrere Bürgerhäuser an, es starben Täglich mehrere Bürger, besonders auf der Klosterstraße, die ganz der Stille begraben wurden. Die Franzosen wurden auf Wagen ganz in der Stille beerdigt und bis 50 auf einmal hinaus gefahren und naken, wie sie Gott geschaffen hat, begraben. Ja es kam vor, dass einige noch nicht ganz Todt waren. Sehr oft wurden die Löcher, wenn es schon Abends spät war, nicht zu gemacht, so dass noch einige zu sich kamen und Hilfe bei mitleidigen Menschen suchten. Ein Franzose lief in diesem nakenden Zustande bis nach Woitzdorf, wo er grade bei der Scheuer des Herrn Pastor sich verbergen wollte, bei diesem aber Aufnahme fand und ein Jahr, bis nach Friedensschluß bei ihm blieb und dann in seine Heimat wanderte.

1814
Wurde zu Paris der Friede geschlossen, und der größte Theil der Landwehr Mannschaften wurden in ihre Heimath entlassen. Kaiser Napoleon I von Frankreich wurde von Allirten Mächten, dem Kaiser von Russland, Kaißer von Oestreich und Friedrich Wilhelm III, König von Preußen seiner Kaiserlichen Würden entnommen und als Gefangener nach der Insel Elba gebracht, wo ihm nach seiner Würde noch ein Bataillon seiner alten Garde belassen wurde. Die Rusische, Oestreichesche und Preusische Armeen kehrten in ihre Heimath zurück, nur zwei preusische Armeen unter dem Befehl des Hr. General von Zieten und Bülow blieben an der Grenze von Frankreich stehen. Die Bourbons kommen an die Regierung.

1815
Im Monat Septbr legte Bürgermeister Heßter den Grundstein zum Thurm der evangelischen Kirch. Sr. Majestät schenkte der Kirche zwei metallene kleine Glocken aus der Klosterkirche und auf Bitte des Bürgermeister Heßter noch drei Gusseiserne große Glocken aus Gleiwitz. Sie wiegen 45 Centner.

Die Monarchen versammelten sich in Wien zum Concreß, woran auch die Könige von Bayern, Würtenberg, Hannover und Churfüst von Hessen Theil nahmen, um eine Grenzregulierung und ihre Entschädigungs Ansprüche gegen Frankreich geltend zu machen. Während in Wien noch immer Unterhandlungen gepflogen wurden, entfloh Napoleon mit seiner alten Garde von Elba und wurde in Frankreich mit Freuden aufgenommen. Überall strömte ihm das Volk jubelnd entgegen. Der König von Frankreich, ein Bourbon, Ludwig der 18te floh nach England. Napoleon kam auch nach Paris. Das ganze Militair ging mit Hurah zu ihm über. Er ging gegen den Rhein mit seiner Armee vor, die Preußen unter dem Befehl des Feldmarschall Fürsten Blücher von Wahlstadt, nur ein kleines Häuflein, wurden am 16ten Juni 1815 angegriffen. Sie leisteten sehr kräftigen Wiederstand. Unter dem Herzog von Braunschweig focht ein freiwilliges Chor, welches in dem Kriege in Spanien gegen Frankreich vereint mit England focht. Es kämpfte jetzt vereint mit den Preußen auf deutschen boden unter dem Befehl des Herzog von Wellington im Englischen Heere gegen Napoleon. Es war ein harter Kampf. Mehreremal waren die Preußen Sieger. Dem Fürsten Blücher wurde sein Pferd unter dem Leibe erschossen, er lag auf dem Schlachtfelde nur von seinem treuen Adjudanten Graf von Nostitz umgeben, als nochmals die Preußen Siegreich vordrangen und den Fürsten unter seinem todten Pferde hervor zogen. Der Herzog von Braunschweig blieb, die Preußen, weil sie zu schwach waren, mussten sich zurück ziehen. Bei Liegny den 18ten Juni, zwei Tage später grif Napoleon die Engländer an. Ob sie zwar bedeutend schwächer waren als die Franzosen, hielten sie sich tapfer. Wellington schrieb an Blücher, ob er ihn nicht ein Truppen Chor zuhülfe senden könne, sagte Blücher, ich komme mit meiner ganzen Armee. Um 4 Uhr war die Englische Armee sehr gedrängt. So sagte Wellington, ich wollte wünschen, es würde Nacht oder die Preußen kämmen. Und auch schon in diesem Augeblick donnerten die Preusischen Kanonen vom Bülowschen Chore. Die Schlacht wurde siegreich gewonnen und hieß die Schlacht bei Bellaliance (Anm: „Belle-Alliance“ richtig), die Engländer heißen sie Waterlo.

Napoleon sein Staatswagen uns seine ganze Baggage, selbst sein Hut und Degen wurde von den Preußen erobert, und er musste fliehen. Seine alte Garde wurde ganz niedergemetzelt. Die übrigen Truppen so wie er selbst floh bis nach Paris. Er dankte zum zweitenmal ab, die Monarchen zogen Siegreich in Paris ein, und napoleon wurde als Gefangener nach der Insel Helena gebracht, wo er in einigen Jahren starb.

1816
Den 18ten Januar wurde der goldene Friede gefeiert. Auf den Rathsthurm wurde musiciert und ein allgemeines Dankopfer gebracht. Die Stadt war Abends erleuchtet. Es war hier ein Landwehr Regiment einmarschirt, das 13te Schlesische, und wurde aufgelößt.

1819
Den 7ten Januar bekam Namslau 4 Escadron vom 4ten Husaren Regiment, die braunen, in Garnison.

Der evangelische Kirchthurm konnte nur nach und nach erbaut werden, es fehlte an Mitteln.

1821
Wurden die von Sr. Majestät F W III geschenkten eisernen Glocken, die von Gleiwitz kamen, wo vorher ein feierliches Dankgebet gehalten worden, auf den noch unvollendeten Thurm gezogen, und sollten während des Gottesdienstes das Erstemal geläutet werden. Aber ihr Guß war nicht gelungen, denn sie waren schief gegossen und konnten nicht gezogen werden. Sie mussten nur mit Klöppeln geschlagen werden, und ihre Töne waren für das Ohr nicht entpfehlend. Der Thurm wurde vorläufig mit einem Bretterdache eingedeckt, um auf bessere Zeiten zu warten, da es vorzüglich am Gelde fehlte.

Hauseten furchtbare und verherende schreckliche Winde, sie rissen viele Häuser auf den Dörfern ein, die Wälder litten auch sehr. Viele 1000 Bäume lagen entwurzelt in denselben., noch nicht genug, das bretterne Dach, welches das vorher gehende Jahr auf den neuen erbauten evangelischen Kirchthurm gelegt wurde, brachte ein entsetzlicher Orcan, welcher des Morgens den 10 Septbr wüthete, zum größten Nachtheil auf die Kirche herab, und zwar so dass das Dach derselben völlig zerschmettert wurde; der Schaden war beträchtlich.

Nun wurden einzelne Bürger, welche zum Bau Comittee gehörten, befragt, was zu thun sei. Diese entschlossen sich, nochmals eine Collecte zu sammeln, wo aber nur sehr wenig einkam, denn die Vermögen hatten, wollten nichts beitragen, und die Armen wollten gern, aber sie hatten es nicht. Und so wurde beschlossen, dem Thurm eine Kuppel zu geben. Die Mauer war dem Kirchdach gleich. Es wurden noch Sammlungen an den Kirchthürmen veranstaltet, wo aber auch nur sehr wenig einkam. Und so musste der Bau des Kirchthurmes ein Ende mit einer dem Gefängniß ähnlichen Kuppel nehmen.

1822
Den 23ten Septbr versammelte sich der Magistrat, die Stadtverordneten, Bezirksvorsteher beim Bürgermeister Heßter, sämmtliche Schuljugend mit Kränzen, paar und paar mit Kränzen auf dem Markt, wo von 2 Chören Musick der Knopf und das Kreutz, von den Stadtverordneten getragen, unter Trompeten und Pauckschall auf den der Gemeinde nicht entsprechenden Thurm gebracht wurden, denn der Thurm sollte eine bedeutende Höhe erhalten. Die Fest Predigt hielt Herr Pastor Lachmann, den Bau führte aus Herr Mauer Mstr. Hasenwinkel und Zimmer Mstr. Gottl. Gebel.

1823
Hatten wir einen strengen Winter

1824
Eben in diesem Jahre war des Herrn Bürgermeister Heßter seine Zeit zu Ende und an dessen Stelle wurde der Herr Kaufmann Ludwig Herzog gewählt.

Den 4ten März kam sehr großes Wasser, dass es bei der zweiten Brücke über die Straße lief, den ganzen Tag konnte Niemand zu Fuße durchkommen, aller Verkehr war gehemt.

Den 1ten Mai wurden in der nahe gelegenen Kieferheide Gänge oder Alleen gehauen, und auf den höchsten Berge ein Sommerhaus gebaut und den 28 Aug. mit Musick eingeweiht. Die Planierung unternahm ein gewisser Post Secrätair Seidel.

So wurde auch in diesem Jahre der Rathskeller für sämmtliche Brauberechtigten Hausbesitzer eingerichtet. Die ersten Brauereipächter waren Bäker Ackermann und Riemer Scheurich. Sie zahlten 750 rthl Pacht, und wurde den 24 Septbr mit Paucken und Trompeten eingeweiht.

In der Kieferheide wurden noch mehrere Gänge aus gehauen, ein Brunnen, der 15 rthl Arbeitslohn kostete, angelegt, und Bürger traten zu 4 und 6 zusammen und machten sich Anlagen, auch brachte die Kieferheide 6 rthl Pachtgeld von dem Schankwirth Scholz.

Dieses Jahr wurde auch das Wasserthor noch mehr abgetragen, wo in einem Loche in der Mauer 900 rthl in Staatsschuldscheinen gefunden worden. So auch wurde das Thor erbaut, und eine Brücke über den Weidefluß gebaut.

Noch muß sich dieses Jahr ein besonderer Vorfall ereignen, der Bötcher Mstr. Hoffmann auf der Schützenstraße hatte das Jahr vorher einen Brunnen zu seiner Brauerei errichtet, derselbe hatte aber zu wenig Wasser, diesem zufolge sollte der Brunnen durch den Brunnen Mstr. Schickora aus Schmorgerau tiefer gemacht werden, dieser stieg Donnerstag, den 8ten Juli in den Brunnen und kam wohlbehalten des Abends wieder herauf, stieg also Freytag, den 9ten Juli des Morgens mit einem Gehülfen nach 6 Uhr wieder in den 36 Ellen tiefen Brunnen und kamen nicht herauf, sondern blieben unten. Ein Gehülfe, der noch oben an der Drehkorde stand, rufte denen, die unten waren, lebhaft zu, aber keine Antwort erfolgte. Auf dieses wurde ein allgemeiner Lerm, so dass viele hundert Menschen in einem Augenblick beisammen waren, und meldete sich theils selbst, theils durch Bitten des Kreis Phisikus Wolf der Zimmergeselle Heinzelmann, dass er es wagen wollte und in den Brunnen hinein steigen, um diese beiden Menschen zu retten, so wurde er mit der Bitte, Gott möchte ihm Glück verleihen, hinunter gelassen, aber zum allergrößten Leide sah man ihn nicht mehr unter den Lebendigen. Er kam glücklich bis unten an, hatte auch schon viel mit sich müde gemacht, nun wurde er schwach und rufte, man möchte ihn hetzt herauf ziehen, welches auch sogleich geschah; aber kaum hatten sie ihn einige Ellen heraufgewunden, so fiel er aus der gut befeßtigten Leine mit einem großen Getöse in den Brunnen hinunter. Nun waren Drei Leichen, und ein allgemeines Wehklagen erscholl. Es hatten auch einige schon wieder versucht, aber nur einigen Ellen, so verlangten sie wieder, man sollte sich herauf winden, bis endlich meldete sich der Zimmermann Baumgart, der durch vieles rauf und runter lassen zwei der Todten heraufbrachte, den dritten aber konnte er nicht holden, diesen brachte man erst Nachmittag um 2 Uhr mit Feuerhacken herauf, und wurden den Tag darauf Abends 8 Uhr auf einmal begraben, wo viele hundert Menschen folgten. – Diese Drei verließen vierzehn vaterlose Weisen.

In diesem Jahre kam vorm Cracauerthor beim Tuchscherer Steinmetz Feuer heraus, es brandte das Gebäude ab, wo die Presse stand.

1825
Den 1ten Mai marschirte die hier 6 Jahr in Garnison gestandene 4te Escardon des 4ten Husaren Reg. (1ten Schlesischen) aus nach Strehlen

Den 10ten Mai hatte ein Bauerguthsbesitzer aus Wilkau seinen eigenen Sohn überfahren. Die Pferde gingen durch, der Sohn fiel vom Wagen und kam unters Rad, wo der Kopf sehr stark beschädigt wurde, und starb.

1826
Den 26ten Febr zog sich des Nachmittags Sonntags um 4 Uhr ein Gewitter über unsere Stadt zusammen, es donnerte nur ein einzigesmal, wo alsdann darauf ein Schlag erfolgte, und in die Scheuer des Gastwirth Lindner in der Cracauer Vorstadt nahe beim städtischen Vorwerk einschlug; es brandte aber nichts weiter ab als diese Scheuer, weil baldige Hilfe da war. Es fielen auch Schlossen in der Größe wie Haselnüsse. Auch hatten wir einen rechten kalten Winter bis zu diesem Gewitter, dann wurde es warm.

Den 25ten Mai zog sich wieder ein Gewitter zusammen und schlug in Wilkau in ein Gärtner Haus ein und brandte ab.

Den 30ten Mai schlug ein Gewitter ins Lankauer Brechhaus ein und brandte ebenfalls ab.

1827

Den 23 März wüthete ein schrecklicher Orcan. Mehrere Häuser wurden abgedeckt, in den Wäldern und Gärten entwurzelte der Wind viele Bäume.

Den 15ten Aug hatten wir wieder ein sehr starkes Gewitter, welches mit einem entsetzlichen Orcan begleitet war, es entwurtzelte viele Bäume und riß mehrere Windmühlen um.

Eben desselben Monats des nachts um 12 Uhr schlug ein Gewitter dreimal ein, bei der städtischen Ziegelei, beim Maurer Künzer hinterm Kloster und in das Dürrhaus in Altstadt. Beide ersteren Schläge waren nicht zündbar, aber der Letztere zündete, und das Dürrhaus brandte ab.

den 22ten Decbr. brandten das Erstemal die vierscheinigen Laternen.

1829
Den 25ten Juni begingen die evangelischen Einwohner feierlichst das Augsburgsche Confessionsfest. Am Vorabend wurde Gottesdienst gehalten, und den kommenden Tag wurde ein hoher Festtag begangen. Zu Ehren des Festes wurde durch Sammlungen und milde Beiträge des würdigen Mannes Bildniß Melanchton, und das Jahr vorher Doctor Martin Luther’s Bildniß von der Gerber Wittfrau Sanier der Kirche verehrt und in Breslau angefertigt.

Den 25ten Octobr hatten wir einen sehr starken Frost.

Den 3ten Novbr fiel der erste Schnee, und mit solchen Massen, dass man schon denselben Tag zum Schlittenfahren konnte, und dieser Schnee blieb liegen bis zum 21ten März. Wir hatten dieses Jahr einen strengen Winter und sehr viel Schnee, er la an Orten mehrere Ellen hoch, dass man keinen Zaun sehen konnte. Auf einmal ging es schnell auf und machte ein schreckliches Wasser, so dass es den 15ten März über die Straße nach Breslau zu bei der zweiten Brücke lief, so dass es sehr gefährlich an zusehen war. Unter diesen Umständen wagte es der Bauerguthsbesitzer Vitzner (Anm._“Vitzner“ wurde mit Bleistift in „Pfitzner“ umgeändert) aus Altstadt mit seiner Frau und Knaben, durch diese wogende Fluth hindurch zu fahren. Als sie aber in die Mitte kamen, schlug der Wagen um, und der Strom nahm, Pferde, Wagen und Menschen mit, die Gefahr war groß. Da stürtzte sich der Bürger und Bäcker Mstr. Mönchen mit eigener Lebensgefahr in die Fluth und rettete die Unglücklichen. Gleich darauf kam wieder ein Wagen mit Menschen, dem erging es nicht beser. Mehrere Tage war die Pasage gehemt, die Fußgänger  wurden hinüber geschifft.

Den 9ten April desselben Jahres am Chary Freytag fand man ein neugeborenes Kind männlichen Geschlechts im Weidefluß ohnweit der Mühle zwischen den Fischkasten, die Thäterin ist nicht ermittelt worden.

1830
Brach in den benachbarten Pohlen eine Rebellion aus; jedoch wurde sie im Posenschen noch zeitig genug entdeckt und daher für Preußen nicht nachtheilig, bis auf die Deckung der Grenzen.

Die Cholera brach unter dem Russischen Militair aus, eine Krankheit, die sie mit aus Asien gebracht hatten. Nun wurden verschiedene Vorkehrungen getroffen, um der Krankheit Einhalt zu thun, doch brach sie in Berlin, Breslau, Brieg, Oels, Bernstadt, Kreutzburg, Neiße und Schweidnitz aus. Auch wurden davon mehrer Dörfer heimgesucht. In Hamburg und Danzig hat sie Tausende von Menschen hingeraft. Namslau blieb verschont.

Es wurden auch hier in Schlesien Sicherheitsvereine gebildet, um im Fall der Noth, falls die Pohlen die Grenze überschreiten sollten, diese in den Städten Wiederstand finden sollten, bis das Militair requiriert würde.

Denselben Winter hatten wir sehr wenig Schnee

1832
Acht Tage vor Ostern fand man im Weidefluß ein neu geborenes Kind, die Mutter ist nicht entdeckt worden.

1834
beginn hier die Schützen-Gilde ihr 400 jähriges Jubelfest

1835
Schenkte Sr. Mejestät der König F.W. III der hiesigen Schützen-Gilde eine goldene Medaillie als Anerkennung ihrer Verdienste um den Staat zu ihrem 400 jährigen Jubelfeste im Wert von 30 rthl im Gelde. Diese soll der jedesmalige Schützen König bei feierlichen Aufzügen des Schützen Vereins zum Andenken tragen. Der Verfasser des Bittschreibens an Sr. Majestät den König war Schützenvorsteher Pfefferküchler Mstr. G. Paul I.

1836
Im Monat Mai fiel großer Schnee, wir hatten aber ein sehr fruchtbares Jahr.

Den 26ten August des Nachmittags 2 Uhr fielen große Schloßen in der Größe wie Tauben Eier, sie lagen ¼ Elle auf der Straße hoch, zum Glück trafen sie nicht weit, sozusagen nur auf städtischen Territorium, in dem nahe gelegenen Dörfchen Böhmwitz war nichts sichtbar. (Anm: Hier folgt ein Nachtrag mit Bleistift: Die Tabak anpflanzungen der hiesigen Einwohner erlitten beträchtlichen Schaden.)

Im October hatten wir den ersten Frost, und es fiel großer Schnee, welchen sich die ältesten Leute nicht erinnern können, so dass schon die rauschenden Schellengeläute der Schlittenfahrenden zu einer ungewöhnlichen Zeit vorüber eilten. Doch nicht lange dauerte das Vergnügen, höchsten 14 Tage, denn bald darauf trat Tauwetter ein, und zur größten Freude kehrte gleicham der Sommer wieder ein.

Den 4ten Decbr des Nachts zwischen 11 und 12 Uhr stieg ein fruchtbares Gewitter auf, (obgleich es den ganzen Tag sehr kühl war) mit einem fürchterlichen Regenguß und einem immerwährenden Wetterleuchten und Donnerrollen; merkwürdiger Weise war das Gewitter nach den zeitungs-Nachrichten in ganz Schlesien und den benachbarten Staaten in einer Stunde angemeldet worden; - nach diesem Gewitter hatten wir überaus schöne Tage und warme Nächte.

Den 20ten Decbr am sogenannten großen Dienstag, am Christmarkt, hatten wir einen überaus schönen Tag.

Am 25ten Decbr am Ersten Weihnachtsfeiertag fiel großer Schnee und dieser bleib liegen bis zu

1837
Fastnacht, den 4ten März hatten wir wieder den zweiten Winter, und zwar eine bessere Schlittenbahn als bei dem ersteren gefallenen Schnee, das Wetter ging auf, und wir lebten schon in den schönsten Frühlingstagen, doch den 23 März, am grünen Donnerstag fiel wieder neuer Schnee und fast immerwährend durch drei Tage hindurch, so dass wir diesesmal weiße Ostern, dies dieses Jahr den 26ten März gefeiert wurden, hatten. Den 2ten Osterfeiertag lag der Schnee Ellenhoch, welches sich die ältesten Leute nicht erinnern können, und sonderbar genug, die Zugvögel, Störche, Wildgänse, Enten, Bachstelzen hatten schon ihr mittaglichen Länder verlassen und ihr Sommerquartier hier bei uns bezogen. Diese haben sehr große Noth gelitten wegen ihrer Nahrung. Dieses Jahr hatten wir aber eine gute Ernte

Erstritten die Stadtverordneten unter dem Vorsitz des Pfefferküchler Mstr G Paul I das Patronatsrecht für die evangelische Pfarrkirche, so dass der Magistrat gleich die kath. Kirche das Patronats-Recht ausüben sollte.

Den 10 Februar wurde das gegenwärtige evangelische Kirchen Collegium von der Stadtverordneten Versammlung unter dem Vorsitz des evangelischen Bürgers Pfefferküchler G Paul I heftig angegriffen und ihnen nachgewiesen, dass sie ihrer Verpflichtung nach dem allgemeinen Landrecht nicht nachkämen. Diesem zufolge wurden die gegenwärtigen Kirchenvorsteher Herr Apotheker Karaß, Gastwirth Hannebauer, Seifensieder Buchholz und Herr Bürgermeister Herzog von ihren Aemtern als Kirchenvorsteher durch mehrmaliges Petitionieren der Stadtverordneten Versammlung von Einer hochlöbl. Königl. Regierung entbunden, und neue Kirchenvorsteher in Person des Handschumacher Koch, Postamentier Titze, Kaufmann Ploschke und Pfefferküchler G Paul I erwählt. Die drei Ersteren waren Magistrats-Mitglieder und Letzterer Stadtverordneten Vorsteher. Nun erwachte ein neuer Geist im Kirchen Collegium. Pastor Jäckel und Pastor Hennig fungirten als Seelsorger, Ersterer bei der deutschen  und Letzterer bei der polnischen Gemeinde an der Kirche.

Zu dieser Zeit wurde von Seiten Einer Königlichen Regierung wegen Lebens gefährlichen Gebrauch der eisernen Glocken bei der evangelischen Kirche das Läuten untersagt.

Die Stadtverordneten unter dem Vorsitz des neuen Kirchen Vorsteher Paul schrieben einige Mal an Sr. Majestät der König F W III um ein Gnadengeschenk auf metallene Glocken. Durch mehrmaliges Bitten versprach Sr. Majestät andere eiserne Glocken in der Eisengießerei in Gleiwitz fertigen zu lasen, aber die Stadtverordneten, unermüdet mit ihren Bitten, indem sie nachwiesen von der Direction der Königl. Eisengießerei zu Gleiwitz, dass Gusseiserne Glocken nur von rohem weiß Weisen gefertiget werden könnten, dies nur einen Klang, aber keine Festigkeit hätte, den Wünschen der Gemeinde nicht entsprechen könnte und denn doch wieder springen würden. Dieses wurde Sr. Majestät mitgetheilt, und höchst derselbe berichtete der Stadtverordneten Versammlung, dass eine Repartition (=Aufteilung, Umlage v. Anteilen) bei der Gemeinde statt finden soll, dass Sr. Majestät für diejenigen Gemeindemitglieder eintreten würden, die nichts zahlen könnten. Sr. Majestät der König würden das Fehlende decken. Nun entschlossen sich die schon erwähnten 4 neuen Kirchenvorsteher die Sache in die Hand zu nehmen, und beschlossen, den Thurm zu erhöhen, ihm eine entsprechende Kuppel zu geben, die Glockenbeschaffung zu fördern, eine Repartition, wie sie des Königs Majestät vorgeschlagen, wollten sie nicht vornehmen. Weil auf die Stadt der größte Theil gefallen wäre, und viele durch Zwang sehr ungern den Beitrag geleistet hätten, entschlossen sie sich, durch freiwillige Beiträge das Werk zu beginnen, und das Resultat ergabe, dass bei der 1ten Sammlung 800 rthl einkamen, eigentlich nur gezeichnet wurden.

1838
Den 18ten October wurde hierorts die 15 jährige Jubelfeier der Völker-Schlacht bei Leipzig in folgender Art begangen: Die Schützengilde so wie alle Veteranen des Befreiungs-Krieges von 1813 versammelten sich vor dem Rathhause, so wie auch der Magistrat, die Stadtverordneten, alle städtischen Deputationen, die Schulen Inspectoren und Revisoren und Lehrer beider Confession, so wie auch die Schuljugend früh Morgens um 8 Uhr (Beim Aufgang der Sonne um 6 Uhr früh ertönte vom Rathsthurm herab durch das treffliche Bürgerschützen Music Chor das Lied Nun danket alle Gott), setzte sich der Zug in Bewegung, voran die Schuljugend, paarer weise, dann die Veteranen mit einer fliegenden Fahne, als dann der Magistrat, die Stadtverordneten und mehrere erschienene Veteranen aus dem Kreise, in der Mitte es Magistrats befand sich der sehr geehrte Compagnieführer Namslaus Landwehr, Herr Hauptmann Wielisch (ein hiesiger Pastor Sohn), vor diesem die schon mehrere hundert Jahre zählende alte Bürgerfahne, ein Geschenk Kaiser Carl des IV, von beiden Seiten die Schützenfahnen mit der Schützengilde. Ohnweit des Johannes von Nepomuck auf den Markt war ein Altar errichtet, um dieses wurde ein Kreis geschlossen, und als das Lied Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut mit Posaunen und Instrumental Musick gesungen worden, hielt Herr Erzpriester Schieweg und Herr Pastor Jäckel, der ebenfalls als Freiwilliger Jäger den Feldzug mitgemacht hatte, eine passende Rede. Nach derselben wurde das Lied Nun danket alle Gott gesungen. Der Königl. Kreis Gerichts Director von Perbundt brachte auf das Königs Majestät, den Kronprinzen und den hohen Verbündeten einen dreimaligen Toast aus, wo Paucken und Trompeten und das Donnern der Schützenböller wiederhallten. Der Zug bewegte sich ins Schützenhaus, wo ein Festschießen abgehalten wurde. Abends war die Stadt bei einem großen Zapfenstreich freiwillig allgemein erleuchtet, und in mehreren Säälen war Ball.

1839
den 25ten Juni wurde der Knopf und Wetterfahne vom Rathsthurm heruntergenommen, da auf Veranlassung der Stadtverordnetenversammlung ein großer Reparaturbau vorgenommen werden musste, da mehrere Durchsichtsäulen verfault und der Thurm auch abgeputzt wurde.

Den 22ten August wurde ein neuer Knopf und eine neue Wetterfahne auf die Thurmspitze gebracht, auf der Fahnenseite befindet sich der Preusische Adler und in denselben die Jahreszahl 1839 und auf der Hinterseite die Jahreszahl der alten Wetterfahne 1625. Der 1te Knopf und Wetterfahne wurde bei Erbauung des Thurmes 1389 zu seiner Höhe befordert, der alte Knopf war wahrscheinlich bei der Belagerung Namslau im Dreizigjährigen Kriege mehreremal durchschossen worden, da derselbe sehr viele Kugellöcher hatte. In dem Knopfe fand man außer einigen alten Silbermünzen nichts vor. Die Aufsetzung des Knopfs geschah mit besonderer Feierlichkeit. Die Schuljugend beider Confession mit ihren Lehrern, der Magistrat, die Stadtverordneten, die Bezirksvorsteher und die Bau Deputation und eine unzählbare Menge Menschen von nach und fern wohnten diesem Feste bei. Überhaupt war dieser Tag ein großer Festtag für Namslaus Einwohner. Bei dieser Gelegenheit als der Knopf durch den Schieferdecker Mstr. Rimpler aus Ohlau aufgesetzt war, feuerte der selbe nach jedem ausgebrachten Toast  dreimal eine Pistole ab. Sr. Hochwürden der Hr. Pastor Hennig hielten auf die Feierlichkeit des Tages eine kräftige Rede, und nach derselben sang die Schuljugend mit Instrumental-Begleitung eine passende Arie. Als der Knopf nun seine Stelle durch Glockenklang von beiden Kirchthürmen und Paucken und Trompetenschall eingenommen, ertönten die Schützenböller auf öffentlichen Markt. Abends wurde für die Schuljugend ein Ball gegeben. Die Schützengilde hielt an denselben Tage ein Festschießen. Nachmittags erhob sich ein sehr großer Sturmwind und hielt acht Tage an.

In dem Thurmknopfe befinden sich außer den vorerwähnten alten Münzen aus der gegenwärtigen Zeit 1rthl., ½ rthl., 1/3, 1/6, 1/12 rthl., 1 sgr. (Silbergroschen), ½ sgr., 4 Pf Stück, 3 Pf, 2 Pf und 1 Pfennigstück.

Den 1ten Octobr starb der hiesige evangelische deutsch Pastor Jäckel, und an dessen Stelle wurde der Rector und Mittagsprediger Herr Taebe erwählt, und zum Rector der Predigtamts Candidat Herr Langmeier in sein Amt eingeführt.

Den 1ten Decbr wurde der Bürgermeister von Schickfahr seines Postens entbunden und Herr Justiziarius Weisker als solcher in sein Amt eingeführt.

Am ersten Advent Sonntage beging die hiesige evangl. Gemeinde feierlichst das 50 jährige Jubelfest der Erbauung ihrer Kirche.

1840
Den 1ten Februar wurden durch immerwährendes Petitionieren der Stadt Verordneten Versammlung unter dem Vorsitzenden Pfefferküchler G Paul 16 Dörfer zur hiesigen evangelischen Kirche eingepfarrt, als die beiden Kämmerei Dörfer Ellguth, Deutschmarchwitz, Damnig, Wilkau, Krickau, Altstadt, Jauchendorf, Giesdorf, Reichen, Strehlitz, Grambschütz, Lankau, Simmelwitz, Polnisch Marchwitz, Neumarchwitz und Böhmwitz.

Den 15ten Ocobr beging man hier die Huldigungsfeier F W IV auf eine sehr feierliche Weise. Die Kreis und Stadtbehörden, wo wie die Stadtverordneten, die Schützengilde mit ihren Fahnen gingen in Processionen in beide Kirchen, wo Gottesdienst gehalten wurde. Schon im Anbruch des Morgens ertönte ein Choral mit Posaunen (Wie schön leuchtet uns der Morgenstern) vom Rathsthurm herab unter dem Donner der Schützenböller. Alsdann wurde ein Lustschießen abgehalten. Abends war die Stadt glänzend erleuchtet, und strahlte das Rathhaus und der Rathsthurm bis zur höchsten Spitze im vollsten Glanze.

1841
In diesem Jahre stand eine sehr große Veränderung des evang. Kirchthurmes und der bisher vorhandenen gusseisernen Glocken, die des Königs Majestät F W III 1813 der Gemeinde schenkte, bevor. Diese waren, wie bereits 1837 angegeben, unbrauchbar geworden, und von Einer Königlichen Regierung das Läuten untersagt.

Nun entschlossen sich die 4 neuen Kirchenvorsteher Koch, Titze, Ploschke und Paul, den Thurmbau zu vollenden, denn die Mauer Höhe war nur der Kirche gleich und mit einer Gefängnißthurm ähnlichen Haube versehen, und den Glockenguß zu fördern. Diese 800 rthl gezeichneten Gelder, wie bereits 1837 angegeben, wurden nun gesammelt, und nochmals von dem Kirchen und Stadtverordneten Vorsteher Pfefferküchler G Paul ein neues Bittschreiben an des Königs Majestät  F.W. IV (da F W III gestorben war) gerichtet, der Contract mit dem Königl. Geschützstück Gieß Director Klagemann in folgender Art abgeschlossen, dass alle Jahre 200 rthl auf Abschlag der Glockenschuld gezahlt werden sollten. Das übrige Capital sollte mit 3 1/3 pr Cent verzinßt werden, das zu erwartende Königl. Gnaden Geschenk aber, sobald es einging, zu zahlen. Und so wurde das Werk begonnen. 800 rthl waren bereits durch freiwillige Beiträge gesammelt, 400 rthl dazu zu einem einstigen Glockengeläute von einer gewissen Frau von Prittwitz auf Grambschütz 1801 legiert, 300 rthl zum Ausbau des Thurmes von Herrn Justizrath Fritsch legiert, Magistrat als Patron der Kirch gab auf Bitte der 4 Kirchen Vorsteher Holz und Ziegeln, die ganze Gemeinde sämtliche Fuhren freiwillig, und so wurde denn mit Gottes Hilfe das Werk begonnen, und am 27ten April 1847 die Thurm Haube vom Thurme genommen und der Ausbau fortgesetzt. Das Mauerwerk wurde 30 Fuß erhöht, die Kuppel um 50 Fuß. Mauer Mstr Hasenwinkel von hier und Zimmer Mstr Genz von Brieg verrichteten den Bau uns so, dass schon den 29ten Aug 1841 der Knopf, Kreutz und Fahne des Sonntags Nachmittag um 3 Uhr, Ersterer von 20 Schulmädchen der 1t Mädchen und Letzterer von 20 Knaben aus der 1 Knaben Klasse getragen, zur Zierde des Turmes, der Kirche und der ganzen Stadt an ihre Stelle befördert wurden. Gleich dem Thurme wurde die Kirche neu abgeputzt. Bei Aufsetzung des Knopfes waren Tausende von Menschen anwesend. Pastor Taebe hielt eine Rede. –

Den 5ten December desselben Jahres langten die neuen metallenen Glocken, gegossen von der Königlichen Geschütz-Gieß Director in Breslau, Herrn Klagemann, des Sonntags früh 10 ¼,  abgeholt durch die Kirchen vorsteher Ploschke und Paul hier mit 18 Pferden des schlechten Weges bespannt, hier an. Auf der Kämmerei Dorf deutschmarchwitzer Grenze angelangt, donnerten ihnen die dort aufgestellten Schützenböller ein freudiges Willkommen zu. An der Stadt Grenze empfing sie die aus Sechs Klassen bestehende evangelische Stadtschule mit Gesang, Trompeten und Pauckenschall, und Tausende von Menschen brachten sie gleich einem Triumphzuge bis zur Kirche.

Der 12te Decbr war bestimmt, dass sie das Erstemal geläutet werden sollten, aber die Kirchenvorsteher veranlassten nochmals eine Sammlung, wobei 400 rthl einkamen, und so wurden sie denn zur Freude der ganzen Gemeinde das Erstemal im polnischen und deutschen Gottesdienst des dazu bestimmten Liedes mit ihren harmonisch tönenden Klängen gehört. Ihre Stimmung ist e, gis, h, als E-dur und wiegen

die Große  30 Centr. 17 Pfd.
die Mittle   16   „         2 Pfd.
die Kleine     8 Centr  --
in Summa 54 Centr. 19 Pfd
und kosten 2823 Rthl

Die Ausführung des ganzen Unternehmens betrug 6000 rthl, incl. Holz und Ziegeln. „Gott seegne, Gott schütze, Gott erhalte die Gemeinde“ steht auf den Glocken.

Einem Landwehrmann aus Wilkau wurden sie das Erstmal geläutet zum Begräbniß, einem Junggesellen, hiesigen Züchner Mstr Julius Heinzelmann, und merkwürdig genug, seinem Vater wurden die eisernen Glocken auch vor 24 Jahren zu seinem Begräbniß das Erstemal geläutet.

1842
Am Sontage Reminißcerä den 20 Febr 1842 beging hier feierlichst die evangelische Gemeinde ihr 100 jähriges Jubiläum, indem nach Unterbrechung von 88 Jahren im wüsten Wiedemannschen Gasthofe neben der goldenen Krone der erste evangl. Gottesdienst gehalten wurde. Die Betheiligung war damals so groß, dass auf dem Ringe eine große Anzahl Menschen, die in dem Local nicht Raum fanden, unter den größten Regengüssen der Andacht beiwohnten. – Am Vorabend, den 19ten Febr., wurde mit allen Glocken das Fest eingeläutet, und am Festtage selbst um 8 Uhr im polnischen und um 10 Uhr im deutschen Gottesdienst riefen die harmonischen Glockentöne, die Meilen weit im Umkreis gehört wurden, die Gemeinde zur Andacht, wo bei zahlreicher Versammlung dieses Jubeläum gleich einem hohen Festtage kirchlich begangen wurde.

Dieses Jahr war überaus sehr trocken, alle Flüsse trockneten aus, weil mehrere Monate hindurch kein regen fiel, es mangelte an Mehl, die Bäcker hatten mehrere Tage kein Brodt zu verkaufen, die Kartoffeln schlugen fehl, so dass ein Sack bis um 45 Sgr. Gekauft wurden, andere Lebensmittel stiegen ebenfalls im Preise

1845
Uniformiert sich die hiesige Schützengilde mit grünen Waffenrücken, schwarzem Sammtkragen und Aufschlägen, rothen Paspilierung, die Kopfbedeckung ein runder Hut von der rechten Seite aufgestützt, mit Agraffe National und Federbusch, die Offiziere weiß, die Oberjäger weiß und schwarz, die Schützen schwarz, die Hauboisten und Hornisten roth, im Sommer weiße und im Winter schwarze Beinkleider. Führer derselben war der Pfefferkücher G. Paul I seit 1830 und bekleidete die Charge als Major.

1846
Wurde das neue Schießhaus unter der Leitung des Pfefferküchl. Gpaul I geführt und gebaut. Alle Ritterguthsbesitzer im Kreise gaben freiwillig Fuhren zur Anfuhre des Holzes, Sand und Ziegeln,. Holz und Ziegeln wurden Vorschussweise von der Stadt Commune gegeben. Doch fand dieser Bau sehr viel Gegner, ward aber denn doch ausgeführt.

Den 4ten October brandte hier Abends 10 Uhr die Littenfelder Scheuer, die an der Straße am deutschen Hause stand, ab. Sie wurde früher zum Stroh und Heu Magazinscheuer für die hiesige Militair Garnison genutzt. Die Stadt war ins großer Gefahr, die Schoben, da sie mit Stroh gedeckt war, flogen bis in die Stadt und auf den Markt, und durfte ihrer Feuergefährlichkeit wegen der Stadt nicht mehr gebaut werden. Jetzt geht die Chaussee über denselben Platz

1847
Den 6ten April am dritten Osterfeiertag wurde unter großen Pomp das neue Schießhaus eingeweiht. Vorher war große Parade der Schützengilde. Alle hohen Herrschaften des Kreises und alle, die Fuhren freiwillig oder Bittweise geleistet hatten, waren dazu eingeladen. Magistrat und Stadtverordneten, auch ein Theil der Bürgerschaft nahm Abends an dem Ball Theil

Hatten wir ein sehr unfruchtbares Jahr. Die Kartoffeln schlugen fehl, sie bekamen die Kartoffelkrankheit, der Roggen wurde mit 10 rthl pr Sack, die Kartoffeln mit 2 rthl 15 gr bis 3 rthl, der Sack Weitzen mit 12 rthl, die Armen leideten große Noth, es bildeten sich Vereine zur Milderung der Armen, es wurde Geld und Brodt vertheilt. Viele Gutsbesitzer des Kreises schickten Lebensmittel zur Unterhaltung der Armen in die Stadt.
(Nachtrag m. Bleistift: Die Commune zahlte monatlich 30 rthl Beitrag an den Armen Verein)

1848
Ein sehr verhängnißvolles Jahr. Es brach die Revolution im Königreich Neapel und Italien aus, so auch in Frankreich. Der König flüchtete sich aus Frankreich nach England. Dieser Freiheitsruf erscholl auch in andere Länder. In Wien brach die Revolution den 12ten März, in Berlin den 18ten März aus. Der Oestreichische Kaiser flüchtete sich nach Ollmütz, der Staatskanzler und Präsident des Ministeriums Fürst Metternich fluchtete sich nach England. Einen zweiten Minister  mit Namen Latour hingen sie an einen Laternenpfahl, die Uebrigen flüchteten sich ebenfalls nach England. Es wurde eine provisorische Regierung eingesetzt. Es blieben (= kamen um) viele Menschen von Militair und Civil.-

In Berlin brach diese Revolution, wie schon eben angegeben, den 18ten März aus. Man baute Barricaden, eine neue Verschanzung (Erfindung in Paris) von verschiedenen Gegenständen, von Wagen, Brettern, Erde, Steine und anderen Sachen mehrere, doch wurde diese bald in Berlin ohne weitere Gewaltthätigkeiten zu verüben gedämpft.

Es wurden zur Sicherheit und mehr Vertrauen beim Volke zu erzielen, eine Bürgerwehr errichtet. Diese Errichtung dauerte nur bis Ende 1849

1849
Es rückten 80 Mann Cürassiere und 1 Comp des 11t Reg hier ein.

Wurde der hiesige Pastor Taebe, der Abgeordneter bei der National Versammlung war, und auch zugleich Cassierer des Landwirtschaftlichen Vereins gewesen, von seinem Amte wegen Veruntreuung der Gelder seines Amtes Suspendiert. Desgleichen wurde auch der zeitherige Bürgermeister Herr Weisker seines Postens entlassen. Der Pastor Taebe wurde als Gefangener nach Brieg in die Inquisiton abgeführt. Der Bürgermeister Posten wurde einstweilen von dieser Zeit an Commißarisch verwaltet durch den Predigtsamts Candidaten Herrn Müller, dieser wurde später nach Creutzburg als Bürgermeister gewählt.

1850
Brach hier die Cholera aus, eine Krankheit aus dem östlichen Ländern aus Asien, es starben viele Menschen, wohl an 200 Menschen, binnen 6 Wochen, der polnische Hr. Pastor Hennig, der in einigen Wochen sein 50 jähriges Amtsjubiläum feiern wollte, starb auch an dieser schrecklichen Krankheit. Sie dauert nur einige Stunden, vorher waren die Menschen noch gesund und in kurzer Zeit krank und sogleich todt.

1852
Den 11ten April wurde der Herr Bürgermeister Mende aus Löwen zum Bürgermeister hiesigen Ortes gewählt und in sein Amt eingeführt.

Trat die Cholera mit solcher Heftigkeit nochmals in unserer Stadt auf, es starben in einigen Wochen vom 10ten August bis zum 10ten Octbr beinahe an 300 Menschen, es war eine schreckliche Zeit. Niemand von den Landbewohnern kam in die Stadt, ja jeder Fremde fürchtete sich vor den Namslauern Einwohnern. So war es auch in anderen Städten, Oels, Ohlau, Kreutzburg und Breslau noch im verheerende Maßstabe, es bleiben viele vater- und mutterlose Weisen, die von den Städten versorgt werden mussten. In Constadt brach die Krankheit später aus.

1853
War ein sehr nasses Jahr, - die Kartoffeln verfaulten auf dem Felde, und die Wenigen, die noch zu genießen waren, schmeckten sehr schlecht. Der Sack wurde für 1rthl 20 sgr bis 2 rthl gekauft.

1854
War ein theures Jahr. Der Sack Korn wurde mit 8 rthl, der Sack Weitzen Mehl mit 14 bis 15 rthl, der Sack Roggen Mehl mit 13 rthl bezahlt.

1855
Den 10 Juli brandte des Abends um 10 Uhr die älteste Kirch Schlesien im Dorfe Schmorgerau hiesigen Kreises ab. Sie war von Lerchenholz, oder wie man sagt Lierbaumholz erbaut. Bei ihrer Erbauung Anno 900 hatten die Zimmerleute noch keine Sägen, sie war also mit der Axt erbaut. Sie war dem Johannes d. T. und der heiligen Hedwig geweiht, und einige Jahre vor dem Brande neu gemalt. Anno 900 war dort der Bischoff Sitz von Schlesien, wurde dann nach Pitschen und später nach Breslau verlegt. In der Gruft sind 5 Bischöfe beigesetzt. – Durch einen Nichtswürdigen wurden die Dominial Wirtschaftsgebäude angezündet, wo auch die daran stoßende Kirche ergriffen und ein Raub der Flammen wurde.

1856
 Den 1ten Juli Nachmittags um 2 ¼ Uhr zog ein Gewitter über unsere Stadt. Eine furchtbare Finsternis ging voran, aber in einem Nu entladete sich das Gewitter. Es fiel ein fürchterliches Hagelwetter, was zwar ins unglaubliche schien, es fielen Schloßen in der Größe wie Tauben, Hüner und Gänse Eier, einige waren wie die Wirtel geformt, mehrere zusammen wie ein Klumpen, das Wetter kam Südwestlich und traf Ellguth wenig, die deutsche Vorstadt und die Stadt ganz, Böhmwitz und Giesdorf nur einzelne Schloßen, Deutschmarchwitz, Obischau, Kaulwitz und so weiter, Reichthal und Kempen. Alle Fenster, die Dächer, alles Getreide war förmlich zusammen gedroschen. Es gab viel Mühe, ehe die Fenster und Dächer wieder in Stand gesetzt wurden, das Vieh auf den Feldern erlitt vielen Schaden, mehrere Haasen wurden auf den Feldern erschlagen gefunden; auch waren einige Jahre die Flecke sichtbar auf den Dächern und Zäunen, wo die Schloßen hinfielen, an den Pferden konnte man nach Jahren noch die Flecke sehen, wo Schloßen hingefallen sind, denn die Haare wurden weiß und blieben weiß.

Den 2ten August brandten 6 Freistellen in der Breslauer Vorstadt ab, wie das Feuer entstanden, ist nicht ermittelt worden.

Den 17ten, 18, 19, 20, 21ten August und noch mehrere Tage später fielen sehr starke Regengüsse, viele Städte und Dörfer in Schlesien litten gewaltig, die Flüsse traten aus und überschwemmten die Felder und Wiesen, so dass alle Communickation zu Lande aufhörte, sondern es mussten alle Artickel, sie mochten Namen haben, wie sie nur wollten, zu Wasser befördert werden, besonders an den Niederungen an der Neiße, Katzbach, Weißtritz, Bober und Quais, auch hier machte unsere Weide gewaltigen Schaden, der ganze Damm nach der Schleuße zu wurde ruiniert, die 2te oder Fluthrinnenbrücke, die erst Anno 1844 neu gebaut ist, riß ein Theil die Fluth mit fort. Aus allen Gegenden Schlesien, Sachsen und Posen schrieben die Zeitungen von Unglück und Gefahr.

Sr. Majestät der König F W IV kam selbst nach Schlesien, um das Unglück mit eigenen Augen anzusehen, schenkte den Verunglückten 10.000 rthl aus seiner eigenen Schatulle, die Königen 1000 rthl, der Staat 80.000 rthl, aus allen Gegenden Deutschland gingen Sammlungen und Geschenke ein, um die Noth zu lindern, mehr als 5000 Strafgefangene aus den Zuchthäusern und Gefangen Anstalten in den Städten wurden zu Instandsetzung der Dämme an der Oder benutzt.

Der Sack Weitzen kostete 10 rthl, Roggen 8 rthl, die Kartoffeln 1rthl 10 sgr.

 1857
Den 3 Februar um ¾ auf 10 Uhr Abends erscholl der Feuer Ruf. Es brandten zwei Häuser auf dem Markt, die Fleischer Lindeberg und Wittwe Schumacher Liebehentschel gehörig, No 92 und 93 ab. Durch schnelle Hilfe, und da auch Schnee auf den Dächern lag und der Wind günstig kam, blieb es bei den zwei Häusern.

Den 14 April 9 ½ abends brandten 8 Freistellen in der Breslauer Vorstadt und der Bauer Frey durch boshafte Hand angelegt ab. Es verunglückte dabei ein junger Mensch mit Namen Jeschke, der seinem Bruder zu Rettung /der dort diente) herbei eilte, und fand in den Flammen den Todt.

Den 18 Mai um 10 Uhr Vormittags traf Sr. Königliche Hoheit der Thronfolger Friedrich Weilhelm von Preußen von den hiesigen Kreis Landständen zum Wettrennen eingeladen, hier ein. Die Stadt war festlich geschmückt. Auf den drei Thürmen, Rathsthurm, katholischen und evangelischen Kirchthurm, weheten große Fahnen in den preusischen und den Stadtfarben, alle Häuser der Klosterstraße, der Markt und die Cracauerstraße waren ausgeputzt mit Fahnen, Fichtenbäumen und Transparenten, an der 1ten Brücke am Schlosse war eine Ehrenpforte. Dort empfing die städtische Behörde, Migistrat und Stadtverordneten den Prinzen, welcher sich über den festlichen Empfang sehr freute und seinen Dank in sehr huldvollen Worten aussprach, unterhielt sich dort mit mehreren Herrn sehr freundlich. Das Breslauer Thor war in eine grüne Laube umgewandelt, über dem Thore stand mit goldener Schrift Wilkomen. Bei der evangelischen Kirche war eine Ehrenpforte mit den Buchstaben in gold F:W:, an der Ecke der goldenen Krone hing über der Straße ein Kranz und an demselben die preusische Krone mit der Inschrift Heil Preußen, an der Ring und Lauben Ecke wieder ein Kranz, an beiden Seiten Fichtenbäume angebracht, an dem Kranze hing der preusische Adler und hielt in seinen Krallen die Inschrift Kehr oft wieder. Von beiden Kirchthürmen ertönten die Glocken, als er an die Stadtgrenze kam. Der Herr Landrath des Kreises war ihm bis an die Namslauer Grenze nebst einigen Kreisständen entgegen gefahren. Er schien sichtlich von dem Empfange, den er sich hier nicht vermuthete, ergriffen zu sein und sprach sich später darüber sehr wohlwollend aus. Auf dem Viehmarktplatz am Judenkirchhof war eine sehr große Ehrenpforte mit preusischen und englischen Fahnen verziert, mit der Inschrift Heil unsern Teott, ein englisches Wort (Anm. „Teott“ steht in keinem engl. Wörterbuch. Ob der Chronist vielleicht „Turf“=Rennbahn, Pferderennen gemeint haben könnte?). Auf den Rennplatz selbst war ein sehr großes Zelt, welches der Gesellschaft 300 rthl kostete, erbaut. An diesem standen 2 Riesenfahnen; darinnen sollter Prinz speisen. Die Schützengilde hatte die Ehrenwache. Der Prinz besuchten nach dem Rennen den Lankauer Herrn Baron Major von Stosch und kehrte um 5 Uhre des Abends nach Breslau zurück. Sein begleitender Adjudant war ein geborener Namslauer, sein Vater Commandierte hier als Rittmeister die 4Excadron des 4ten Husaren Regiments, wohnte auf der Klosterstraße im Haus No 204. Der Sohn ist Major und als Adjudant dem Prinzen beigegeben und heißt Major von Heinz.

Den 9ten Septbr des Nachts 11 ¾ Uhr brach auf der evangelischen Kirchstraße in dem Hause Lab No 154, dem Steinsetzer Schmiedel gehörig, Feuer aus und ergriff schnell die nebenstehenden Häuser rechts und links No 149, 150, 151, 152, 153, 155 und 156, so dass sie in einem Nu in hellen Flammen standen. Viele Sachen gingen verloren. Muthmaßlich soll es angelegt sein, der Schmiedel und seine Frau wurde damit beschuldigt, aber überführt wurden sie nicht. Schmiedel wurde zwar wegen Beschwängerung seines Mündels mit 2 jähriger Zwangsarbeit bestraft, aber wegen vorsätzlicher Brandstiftung freigesprochen.

In einigen Tagen darauf erscholl wieder Ruf Feuer, es brandte in einer Scheuer auf dem Weg nach der Breslauer Vorstadt auf dem Damme nahe dem Walkegraben, dem Bäcker Müller gehörig, es kam aber nicht zum Ausbruch.

Den 20ten October des Nachts um 11 ¾ Uhr erschollen die Sturmglocken in beiden Kirchen, so wie auf den Rathsthurme ertönte auch das Feuer-Signal, und siehe da, der Gasthof zur goldenen Krone und dessen Nachbarhäuser rechts und links brandten mit ab. Das Entstehen des Feuers ist nicht ermittelt worden.

1858
Den 16ten December Abends 9 Uhr brandte es in der Cracauer Vorstadt beim Stellenbesitzer Wünschig durch boshafte Hand angelegt. Es brandte aber nur eine Stelle ab.

Den 29ten Decbr Abends ¼ 9 erscholl der Ruf Feuer, und wiederum brandte es beim Stellenbesitzer Wnutz, desgleichen durch boshafte Hand angelegt. Der Brandstifter wurde in einem Schumacher Gesellen ermittelt und ins Zuchthaus gebracht, wo er seine Strafe mit mehrjähriger Zuchthausstrafe büßen muß.

1860
Den 10ten Juni marschirte des Sonntags früh 11 Uhr die 4 Escadron des Neu errichteten 2ten Schlesischen Dragoner Regiments No 8 hier ein. Sie wurden mit allen Ehrenbezeugungen empfangen. Am Cracauerthor war eine Ehrenpforte errichtet mit der Inschrift Willkommen und darüber eine goldene Krone. Die Schützengilde ging ihnen mit fliegenden Fahnen und Musick bis zum Friedhofe entgegen. Vorm Rathhause empfing sie der Magistrat und die Stadtverordneten. Der Herr Bürgermeister Mende hielt an die Escadron eine feierliche Bewillkommnungs Rede, worauf der Herr Regiments Commandeur Herr Major von Crane und der Herr Rittmeister von Walter ebenfalls eine sehr bekräftigende Gegenrede, Ersterer auf das Wohl des Königs, des Prinz Regenten und das ganze Hohenzollersche Haus und Letzterer auf das Wohl der Namslauer Bürger und Einwohner mit einem 3 maligen Hurrah schloß. Vor dem Schützenhause donnerten ihnen die Schützen Böller einen freundlichen Wilkomen zu, und vom Rathsthurme weheten Riesenfahnen in der Preusischen und Stadtfarbe.

1861
Den 2ten Januar des Nachts 12 Uhr 40 Minuten starb Sr. Majestät Friedrich Wilhelm IV und Wilhelm der 1te, sein Herr Bruder, übernahm die Regierung

Der 1te Geburtstag des Königs Wilhelm I wurde hier auf eine sehr glänzende Art begangen. In beiden Kirchen war Gottesdienst und Abends die Stadt, das Rathhaus, die Wache und der Rathsthurm glänzen illuminiert.

Den 4ten 5 Januar sehr kalt, den 10ten bis zum 20 viel Schnee, den 21-22 bis 28 Januar grimmige Kälte, dann Regen und viel Wasser. Der Monat Februar war diesjahr sehr gelinde, so dass wir an manchen Tagen 5 bis 6 Grad Wärme hatten, dahin gegen war der März, April und May besonders sehr kalt. Den 18 und 19 Mai, am 1ten Pfingsfeiertage fiel Schnee.

Im Monat Mai wurde hier das 2te Schlesische Dragoner Regiment No 8 zusamen gezogen und hielt hier seine Regiments Uebung ab.

Der Regiment Comandeur Herr Major von Crane logierte im Schützenhause. Vor dem Breslauerthore auf den Bauernfeldern nahe am Stadtwalde war der Exerzierplatz, so dass alle Tage mit der schönen Regiments Musick, dem Trompeter Chor die Standarte abgeholt und zurück gebracht wurde.

Im August wurde das Regiment wieder zusammen gezogen, und dauerte die Regiments Uebung 8 Tage.

Den 20ten August marschirte hier das Regiment zur Divisions Uebung in die Gegend von Frankenstein ab.

Eben in diesem Jahre wurde der evangelische Friedhof erweitert durch den Ankauf eines Morgens Acker von dem angrenzenden Ackerstück des Kaufmann Carl Kailing, und musste das evangelische Kirchen Collegium für diesen Morgen 350 rthl zahlen. Überhaupt kostet das ganze Unternehmen über 600 rthl. Es wurden Hauptgänge gemacht und der Friedhof Drainiert und durch Herrn Pastor Schwarz eingeweiht.

 

Schluß der Chronik

Anm. Die Chronik endet mit einem Bericht über das Wetter und die Ernte im Jahre 1861. Aus dem letzten Satz dürfen wir entnehmen, dass dies tatsächlich der Schluß der Chronik ist. Schriftvergleiche zeigen, dass sie nicht in einem Stück geschrieben wurde, wohl aber von demselben Schreiber. Rund ein Drittel der letzten Seite bleibt frei. Welch gewaltige Arbeit steckt doch hinter diesem Werk des unbekannten Chronisten.

1861
Das Jahr 1861 war ein überaus fruchtbares Jahr. In den Monaten Juni, Juli bis Mitte August hatten wir beinahe täglich bis 2 oder drei Gewitter, und immer mit Hagel begleitet. Manche Gegenden wurden damit schrecklich heimgesucht. Es fielen Schloßen in der Größe wie Tauben und Hüner Eier und bis 1 Pfd schwer. Unsere Gegend blieb Gott sei Dank verschont, nur zwischen Sckorischau und Reichsthal und Schwirz, Noldau und ein Theil von Strehlitz wurden davon betroffen. Anfänglich zweifelte man an einer guten Erndte, denn die Getreide arten standen, durchgehend sehr schlecht, so dass sehr viele Bauern ihre dünnen Getreide felder umackerten, aber siehe da, in 4 Wochen standen die Felder und Wiesen in voller Uepigkeit, so dass die ihre Felder ruhig stehen lassen, einer gesegneten Erndte entgegen sehen konnten, und diejenigen, die ihre Felder hatten umgeackert, sich bald schrecklich kränkten.

Zur Erndtezeit hatten wir sehr günstige Witterung, die Erndte ging rasch von statten, es durfte nur gehauen und gebunden werden.

Auch einer günstigen und ergiebigen Kartoffel Erndte sehen wir entgegen.

 

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