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Die nachfolgende Chronik ist dem Buch:

Namslau. Eine Deutsche Stadt Im Deutschen Osten Bd. II

Autor: Kelbel, Günter; Namslauer Heimatfreunde Euskirchen

entnommen.

Auszug aus dem Geleitwort von Hans-Dieter Koschny:

... Wir dürfen annehmen, dass die Chronik von einem schon vorhandenen alten Buch abgeschrieben wurde, gegen Ende zu aber sicher unter teilweiser Verwendung eigener Aufzeichnungen. Die Chronik zeigt gewisse Parallelen zu der vom Namslauer Stadtschreiben Froben am 5. Juni 1495 begonnen historischen Namslauer Chronik, deren Verbleib seit der Vertreibung im Jahr 1945 unbekannt ist . Die Chronik von Pastor W. Liebich ist erst 1862 entstanden. Diese Chronik greift auf ältere Quellen zurück. Gewisse Übereinstimmungen mit der Liebichschen Chronik deuten darauf hin, dass Liebich die vorliegende Chronik als Quelle benutzt hat.

... Mir hat das Lesen großen Spaß gemacht. So hoffe ich, dass diese alte Chronik auch vielen Namslauern Freude bereitet und ihnen ihre schlesische Heimat wieder lebendig werden lässt. Möge sie aber auch heimatgeschichtlich interessierten Lesern als Quelle und Vertiefung für ihre Forschungsarbeit dienen!

Bei dem Original der Chronik handelt es sich um ein gebundenes Büchlein mit handschriftlichem Text. Die ersten Seiten wurden zerrissen, große Teile fehlen. Die letzten Seiten sind grob herausgetrennt. Auf den Innenseiten der Buchdeckel stehen in Bleistift Zahlenangaben und Wörter in lateinischer und kyrillischer Schrift. Ich ließ mir sagen, dass es sich um Aufzeichnungen über geerntete Getreidemengen u.ä. handelt. Auch einige Additionen und Multiplikationen wurden durchgeführt. Offenbar schrieben polnische Bauern Notizen auf die leeren Seiten.

Die Chronik erhielt ich von einer deutschen Bekannten, die heute noch in Namslau wohnt. Sie war früher Putzfrau in einem polnischen Internat. Eine Schülerin verwendete die Chronik als Quelle für eine Arbeit über Namslau. Danach warf sie sie in den Papierkorb. Hier wurde sie von der Frau gefunden und mit nach Hause genommen. Nur der Aufmerksamkeit dieser deutschen Frau ist es zu danken, dass die Chronik damals nicht im Müll landete.

Das vorliegende Werk scheint aus zwei Teilen zu bestehen. Der erste Teil ist stellenweise in einem für die Zeit nach 1850 nicht mehr üblichen Stil abgefasst und von typischen Abschreibfehlern durchsetzt. Der zweite Teil ist flüssiger geschrieben, man spürt eine innere Anteilnahme an dem Geschilderten. Im Jahre 1788 verwendet der Chronist im Zusammenhang mit Wetterbeobachtungen erstmals das Wörtchen „wir“. Daß er Namslauer war, geht aus der mehrmals verwendeten Formulierung „unsere Stadt“ hervor. Er war sicher evangelisch, denn er schildert den Bau der Kirch und das evangelische Gemeindeleben sehr genau. Er war preußisch gesinnt. Die Befreiungskriege, die Namslauer Garnison, den Besuch des Kronprinzen erzählt er recht ausführlich. Mehr lässt sich über den Autor nicht sagen.

Anmerkungen:

Namslau liegt im Weidebogen. Die Weide, aus norden kommen, wendet sich hier nach Westen. Eine Umgehungsstraße scheidet heute die Stadt vom Fluß. Schon immer war eine Ausdehnung der Stadt nach Norden wegen des Weidebruches unmöglich. Das Dörfchen Altstadt jenseits des Flusses dürfte die slawische Vorgängersiedlung sein. Der Name „Alt-stadt“ errät es schon. Oft finden wir in Schlesien neben dem Orte eine Siedlung mit Vorsilbe „Alt“, die stets auf die slawische Ursiedlung hinweist, neben die der neue deutsche Ort gebaut wurde. So ist allein dadurch schon ein Hinweis auf die deutschrechtliche Stadtgründung gegeben.

Eine Gründungsurkunde Namslaus liegt nicht vor. Doch im Jahre 1239 wird ein Kaplan von „Namizlow“ erwähnt. Im Jahre 1239 ist ein herzoglicher Wirtschaftshof in Namslau bezeugt. Die deutschrechtliche Stadt wurde sicher vor 1270 gegründet, als auch Konstadt und Bernstadt „ausgesetzt“ wurden. Aus einer Urkunde von 1295 darf man schließen, das Namslau einst den Namen „Freistadt“ führte. Dieser setze sich offenbar nicht durch.

Die Anlage der Stadt ist typisch für die Stadtgründungen jener Zeit. Der rechteckige Ring mit dem Rathaus in der Mitte, das gitterförmige Straßennetz, die in Teilen noch erhaltene Stadtmauer weisen deutlich die Züge der deutschrechtlichen Stadtgründungen in Schlesien auf.

Namslau gehörte zunächst zum Herzogtum Breslau, ging dann an Heinrich II von Glogau und an Boreslaus III von Brieg über, der die Stadt an König Kasimir von Polen verpfändete. Schließlich kam sie wieder an das Herzogtum Breslau zurück. Die ersten beiden Jahreszahlen auf der beschädigten S. 3 sind 1288 und 1347. Aus den spärlichen Textresten kann man vielleicht schließen, dass die Stadt in diesen Jahren den Besitzer wechselt

Nachdem die Chronik sehr viele Seiten umfasst, habe ich diese in verschiedene Jahrhunderte unterteilt:

 14. Jahrh. 15. Jahrh. 16. Jahrh.  17. Jahrh.  18. Jahrh.

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