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Groß Wartenberg – Syców = der Gründungsname

Die archäologischen Funde weisen darauf hin, dass Groß Wartenberg (Syców) als Siedlung bereits zur römischen Zeit an der Bernsteinstraße gelegen hat. Die Umgebung von Groß Wartenberg (Syców) bewohnten damals Menschen gleicher Sprache, gleicher Kultur und Bräuche, ähnlich wie die Mehrheit der polnischen Lande, die zur Zeit der Herrschaft von Mieszko I. und seinem Sohn Bolesław Chrobry (dem Tapferen) um die Wende des 10. zum 11. Jahrhunderts vereinigt wurden.

Die erste Erwähnung der Stadt Groß Wartenberg (Syców) finden wir in der Urkunde des Herzogs Heinrich IV. Probus aus dem Jahre 1276. Damals war Groß Wartenberg (Syców) (zuerst als Syczowe, später Wartenberg, Polnisch Wartenberg oder Groß Wartenberg genannt) Sitz einer Kastellanei, d.h. einer Grundverwaltungseinheit, in der ein Kastellan (Burgvogt) im  Namen des Herzogs administrative, militärische und juristische Macht ausübte. Zu dieser Zeit erfolgte der Ausbau der Stadt. Sie wurde mit einer Wehrmauer mit drei Türmen versehen. Am Anfang des 14. Jh. gehörte Groß Wartenberg (Syców) zum Herzogtum Öls (Olesnica), das bald die böhmische Oberhoheit anerkannte.

Am Ende des 15. Jh. (am 7. Oktober 1489) trennte der König Matthias Corvinus von Ungarn, der damals über Schlesien gebot, aufgrund der Streitigkeiten mit dem Herzog Konrad Biały (Konrad der junge Weiße) das Gebiet von Groß Wartenberg (Syców) (den Distriktus Wartenbergenesis) vom Herzogtum Öls ab und belohnte damit seinen verdienten Feldhauptmann Hans von Haugwitz. Groß Wartenberg (Syców) wurde zu einer Freien Standesherrschaft Wartenberg mit eigener Münze und eigenem Herr.

Habsburger

Ein weiteres wichtiges Ereignis, dass das Schicksal der Stadt bestimmte, war der Verlust der Unabhängigkeit durch Böhmen im Jahre 1627. Dadurch gelang rechtlich die Freie Standesherrschaft Groß Wartenberg (Syców) (ähnlich wie Schlesien) unter die österreichische Herrschaft.

Im Jahre 1741 und in den folgenden Jahren eroberte Preußen, außer kleiner Gebiete im Südosten des Landes, fast ganz Schlesien im Ergebnis der so genannten schlesischen Kriege mit Österreich. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jh. gelang Schlesien mit dem Freistaat Groß Wartenberg (Syców) unter die preußische Herrschaft.

Familie Biron von Curland

Zuerst wurde die Freie Standesherrschaft aufgelöst und ein Landkreis als Verwaltungseinheit mit einem ernannten Landrat eingeführt. Von den letzten  Jahren der österreichischen Monarchie in Schlesien bis 1945 gehörte das Gebiet bzw. das Distrikt von Groß Wartenberg (Syców) zuerst als Freie Standesherrschaft später als Großgrundbesitz zur fürstlichen Familie  Biron von Curland. Die Familie Biron kaufte den Freistaat 1734.

Im Kreis Groß Wartenberg (Syców) bildeten bis zum Ende des 19. Jh. die Polen die Mehrheit der Bevölkerung. Oft wurde die polnische Bevölkerung in Niederschlesien germanisiert, doch trotzdem hielt sie am erfolgreichsten im Kreis Groß Wartenberg (Syców) und in den Nachbarkreisen dem Germanisierungsdruck stand und behielt ihr Polentum. In den Herzen und im Geist der polnischen Bewohner von Groß Wartenberg (Syców) im 19. Jh. entwickelte sich ein tiefer Patriotismus.

Hemmend auf die chauvinistischen Absichten der offiziellen Politik und Propaganda im Kreis Groß Wartenberg (Syców) wirkte die Familie Biron von Curland, die lebendige gesellschaftliche Kontakte mit dem polnischen Hochadel unterhielt, und alle deutschen und polnischen Untertanen und die Dienerschaft gleich behandelte. Außerdem heirateten die Biron von  Curland gern Polinnen, Französinnen und Russinnen.

Priester Ruda

Die deutsch-polnischen Verhältnisse im Kreis Groß Wartenberg (Syców) veränderten sich grundlegend, unter dem Gesichtspunkt der Einstellung der  Bevölkerung zueinander, bereits während des Ersten Weltkrieges.  Der Weltkrieg erhob das Problem der Wiedergeburt Polens aus den Teilungen des Landes zur internationalen Frage. Im Gebiet von Groß Wartenberg (Syców) fanden sich Anführer, die für den Anschluss des Kreises Groß Wartenberg (Syców) an Polen warben. Einen besonderen Platz nahm unter ihnen der Priester Wincenty Ruda, der Pfarrer von Märzdorf - Mangschütz  (Marcinki - Makoszyce), ein. Er war der aktivste Patriot in diesem Gebiet. Pfarrer Ruda unterhielt Verbindungen zum Obersten Volksrat in Posen und unterstützte den Großpolnischen Aufstand.

Vor der Schlacht um Ligota las er eine Messe fürs Vaterland. Wincenty Ruda trat offen für die Übernahme des Kreises Groß Wartenberg (Syców) durch Polen ein. Diese Handlungsweise blieb nicht ohne Konsequenzen seitens der Deutschen.

Am 15. Januar 1919 wurde der Pfarrer Ruda unter dem Spionagevorwurf durch den deutschen Grenzschutz verhaftet. Am nächsten Tag fand man seine Leiche im Wald zwischen Märzdorf (Marcinki) und Mangschütz (Makoszyce).

Konferenz von Versailles

Die Friedenskonferenz von Versailles änderte das Schicksal des Kreises für die nächsten Jahrzehnte. Der Vertrag von 1919 bestimmte die Grenzen Polens.
(Siehe http://www.documentarchiv.de/wr/vv02.html )

Der Kreis Groß Wartenberg (Syców) wurde in zwei Teile aufgeteilt:
Die Stadt wurde mit dem westlichen Teil des Kreises zu Deutschland geschlagen, der östliche Teil zu Polen. Diese Aufteilung blieb dann 25 Jahre so, - bis Januar 1945 - dann wurde auch das restliche westliche Gebiet - bis zur Oder und Neiße - wieder polnisch.

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